Erst vor kurzem ist mir aufgefallen, dass es im Belvedere nun ein Schaudepot gibt. Diese Fenstertag-Woche wurde genutzt, um das Belvedere zu besichtigen.
30.12.2014:
Trotz der hohen Touristendichte über Silvester kam ich ohne Wartezeit zu meinem Ticket. Nach einer Ermäßigung zu fragen lohnt sich durchaus, da diverse Karteninhaber (z. B. ÖAMTC) das Belvedere-Ticket (Oberes & Unteres) somit um 16,50€ statt 19€ erhalten. Schnurstracks ging ich zum Unteren Belvedere, um mir das neue Schaudepot anzusehen. Meine Neugier wurde leider nicht gestillt, denn das Schaudepot hat täglich nur von 10–12 Uhr offen, ich war um 13 Uhr dort.
“Na gut, das Belvedere-Ticket gilt 30 Tage, also komme ich einfach ein andermal zur rechten Zeit wieder“, dachte ich mir. Also den Hügel wieder bergauf durch den Schnee gestapft und das Obere Belvedere besichtigt:
Überraschenderweise funktionierte der Einlass recht reibungslos. Im Untergeschoß gibt es sogar Kästchen, in denen man gegen Pfand (1 oder 2 Euro) seine Garderobe einsperren kann. Zusätzliche Ausgaben hierfür sind also nicht nötig.
Da diese Art von Kunst überhaupt nicht meinem Wissensgebiet entspricht, habe ich mir die Dauerausstellung einfach als interessierter Laie angesehen. Gerade dadurch sind mir einige Sachen schmerzlich bewusst geworden. Beschreibungen sucht man vergeblich (abgesehen von den Kurzinfos bei jedem Bild mit Künstler, Titel, Jahr und Material). Übergreifende Thementexte sind zwar zum Teil an den Wänden angebracht, aber äußerst klein geschrieben. Vermutlich soll man dazu angehalten werden, einen Audioguide zu mieten. Doch diese Vermittlungsmethode gehört nicht zu meinen präferierten. Ich erkunde ein Museum sehr gerne selbständig oder mit einem Kunst-/Kulturvermittler. Leider stand an diesem Tag aber nur eine russische Klimt-Führung auf dem Programm.
Glücklicherweise gibt es aber die Belvedere-App, mit der man zusätzliche Informationen abrufen kann. Ein Schild in der Eingangshalle verweist auf diese Möglichkeit. Per WLan kann man die App auf sein Smartphone laden. Problematisch ist nur, dass der WLan-Empfang nicht der beste ist und das Laden der App somit zu einer aufwändigen Geschichte wurde, die ich schließlich aufgab. Erst zuhause habe ich die App dann herunterladen können und durchgeblättert. Ein paar Infos, vor allem zum Haus, gibt es. Eine Führung oder einen Audioguide ersetzt sie aber keineswegs.
Obwohl diese Kunst nicht mein Steckenpferd ist muss ich sagen, dass mir die Ausstellung sehr gut gefallen hat. Ich hatte wegen der Silvester-Touristen mit schwerem Andrang gerechnet, aber dem war überhaupt nicht so. Man konnte bequem durch die Räume gehen und die Bilder ungestört betrachten. Nur bei Klimt herrschte großer Andrang und man hatte Mühe vorwärts zu kommen. Der Umstand, dass sich die das Gros der Besucher offenbar ausschließlich für Klimt interessiert, kommt jenen zugute, die sich alles ansehen. Das Personal war uneingeschränkt freundlich und auskunftsbereit – großes Kompliment!
02.01.2015:
Um Punkt 10 Uhr stand ich heute vor dem Unteren Belvedere und wartete auf Einlass. Auch hier gibt es Kästchen gegen Pfand im Untergeschoss, wobei die Garderobengebühr mit 0,50€ wirklich sehr niedrig gehalten ist und für manche Kleiderstücke wohl eher zu empfehlen ist.
Die Atmosphäre ist hier deutlich angenehmer als oben, viel intimer und freundlicher – wobei dies auch an der frühen Stunde gelegen haben kann.
Auf direktem Weg ging es durch die Prunkräume direkt zum Schaudepot, welches sich im Prunkstall befindet. Gleich im ersten Raum liegt ein Büchlein auf (deutsch & englisch), welches man sich für die Besichtigung ausborgen kann. Darin findet man zumindest Kurzinfos zu den ausgestellten Objekten, denn im Depot selbst gibt es überhaupt keine Texte, sondern eben nur Nummern, die sich auf das Büchlein beziehen. Ohne dieses Büchlein geht man pflichtschuldigst durch die Räume und versteht nur Bahnhof. Für jene Personen, die mit „Verkündigung“ oder „Martyrium von XY“ nichts anfangen können, ist die Schausammlung gänzlich ungeeignet. Denn sie verstehen einfach nicht, was sie da überhaupt sehen. Hier wäre es vielleicht empfehlenswert, doch den Inhalt des Büchleins etwas zu erweitern. Im Shop gibt es jedoch ein Buch zur mittelalterlichen Schausammlung, welches ich aber erst am Schluss meines Rundganges fand – und so wird es vermutlich vielen Besuchern gehen. Die Besucherdichte im Schaudepot war nämlich sehr gering und die Aufenthaltsdauer lag bei wenigen Minuten.
Ich setze den Rundgang fort und gelangte so in die Sonderausstellung “Im Lichte Monets“, die derzeit in der Orangerie gezeigt wird. Die Bilder sind fantastisch, das Licht ist – in meinen laienhaften Augen – ideal. Die Bilder kommen wunderbar zur Geltung und man könnte minutenlang vor den einzelnen Bildern stehen, um die Stimmung aufzusaugen.
Aber leider kann man das nicht. Die Besucherdichte ist enorm. Bedauerlicherweise hat man auf eine „Blockabfertigung“ verzichtet. Ich persönlich würde lieber 20 Minuten warten und mir die Bilder dann in Ruhe ansehen können, als ständig von jemandem gestört zu werden und auch selbst permanent zu stören. So verließ ich Monet ein bisschen unzufrieden. Es war so als würde man von einem Festmahl aufstehen, ohne richtig satt zu sein – es war schön, aber es hätte schöner sein können.
Zuletzt trippelte ich noch durch die Hagenbund-Ausstellung. Ich gebe zu, hier war ich nicht mehr sehr aufmerksam. Die Bilder sind aber angenehm gehängt und ich hätte mir gewünscht, Monet hätte auch so viel Platz erhalten. Dann wäre der Kunstgenuss deutlich höher gewesen.
Alles in allem war es aber ein schöner Ausflug und für den Eintrittspreis wird einem wirklich etwas geboten. Das nächste Mal komme ich im Sommer wieder, wenn man auch noch die schönen Gartenanlagen besichtigen kann.
Fazit: Mit etwas eigenständiger Vorbereitung oder im Rahmen einer Führung ist ein Besuch äußerst empfehlenswert!
Sandra
Liebe Claudia, gratuliere zu deinem blog. Ich habe zwar noch nicht alle Beiträge gelesen; was ich schon jetzt sagen kann ist, dass sich die Arbeit bezahlt gemacht hat und du stolz darauf sein kannst. Freu mich schon auf weitere Einträge.
Liebe Grüße, Sandra