Die Frage, warum Du Archäologie studieren solltest, kannst nur Du Dir beantworten. Die Zukunft eines Archäologen sieht wenig rosig aus, da will ich Dir gar nichts vormachen. Wie in vielen Branchen gibt es kaum Jobangebote und das Berufsbild ist nicht klar umrissen. Hast Du eine Lehre als Koch abgeschlossen, so ist klar, Du wirst in einer Küche arbeiten. Natürlich gibt es verschiedene Fachgebiete (Patisserie, Sommelier etc.) und Örtlichkeiten (Restaurant, Hotel, Schiff etc.), aber dennoch, kochen ist Deine Kernaufgabe. Bei der Archäologie ist das nicht so.
Wo geht die Reise hin?
Du kannst in der Ausgrabung arbeiten, in der Fundbearbeitung, in der Luftbildarchäologie, im Ausstellungswesen, in der Archivierung etc., je nachdem auf welches Fachgebiet Du Dich während Deines Studiums spezialisiert hast. Phantasie ist gefragt, Lücken müssen gefunden und erschlossen werden. Der gemeinsame Nenner hierbei sind die schlechten Arbeitsbedingungen. Ein Angestelltenverhältnis zu bekommen, ist quasi ein Ding der Unmöglichkeit. Solltest Du zu den wenigen Glücklichen gehören, die eine Fixstelle an einer Forschungseinrichtung ergattern, so befindet sich diese selten an Deinem Heimatort (Umzugswille ist also Voraussetzung!) und sie ist mit Sicherheit befristet auf 1 bis maximal 6 Jahre. Unbefristete Stellen sind so häufig wie rosa Elefanten.
Die Regel sind heutzutage Werkverträge, bei denen Du als Neuer Selbständiger (freiberuflicher Wissenschaftler) arbeitest. Willst oder kannst Du Dir keinen Steuerberater leisten, so musst Du Dich mit Einkommenssteuererklärung und Sozialversicherung auseinandersetzen. Auf diese Weise hantelst Du Dich von Projekt zu Projekt, mit allen Vor- und Nachteilen der Selbständigkeit. Halbwegs gut ist die Möglichkeit, auf Ausgrabungen unterzukommen. Das bedeutet bei jedweden klimatischen Bedingungen (Wind, Regen, Kälte, Hitze) schwere körperliche Arbeit zu verrichten. Denn auch wenn jeder meint, das Werkzeug des Archäologen ist der Pinsel, dem ist nicht so. Du arbeitest mit Schaufel, Scheibtruhe und Kelle. Der Pinsel kommt recht selten zum Einsatz (beispielsweise zum Freilegen von Knochen). Das Einholen von Drittmitteln (Stipendien, Reisekostenzuschüsse, Forschungsgelder) ist Pflicht, egal ob Du eine Stelle hast oder freiberuflich tätig bist. Regelmäßig wirst Du über die Kürzung von Forschungsgeldern informiert und gleichzeitig wird der Ansturm auf finanzielle Unterstützung immer größer. Unbezahlte Praktika, Tagungsfahrten, Publikationen oder Überstunden sind die Regel, um Dich bekannt zu machen und Dir ein Netzwerk aufzubauen. Kennst Du die schwierigen Rahmenbedingungen und kannst Dir dennoch keinen schöneren Beruf auf der Welt vorstellen, so lass ihn Dir auch nicht ausreden und werde Archäologe mit Leib und Seele!
Denn wenngleich viel dagegen spricht, so spricht auch viel dafür:
Du kannst die Welt bereisen, indem Du an Summer Schools, Erasmus, Tagungen, Grabungen und Exkursionen teilnimmst. Du lernst Kollegen kennen und führst spannende Diskussionen, die Dich und Deine Arbeit bereichern. Durch den ewigen Kampf, den Geisteswissenschaftler nunmal führen müssen, wirst Du abgehärtet, lernst mit Kritik & Zweifel umzugehen, entwickelst Selbstvertrauen und stärkst den Glauben an Dich und Deine Arbeit. Du kannst Dinge erforschen, die Dich einfach interessieren, stellst Forschungsfragen und machst Neuentdeckungen. Selbst wenn Du nach dem Studium entscheidest, Dich in eine ganzt andere Richtung zu entwickeln, durch das Studium hast Du Dir nützliche Skills angeeignet. Diese sind in vielen Berufen einsetzbar. Auch wenn der Weg nicht immer leicht ist, ich bereue nicht, Archäologie studiert zu haben.