Fortsetzung der Serie namens „Aus dem Tagebuch eines Archäologen”, die einen Einblick gewährt in jene archäologischen Abenteuer, mit denen nicht einmal Indiana Jones konfrontiert ist:
Reise nach Pécs (Budapest, 09.10.2012)
Zur Abhaltung einer Lehrveranstaltung beginne ich meine Reise in das wunderschöne Pécs. Nach einer problemlosen Fahrt mit der ÖBB komme ich mit leichter Verspätung in Budapest-Kelenföld an. Von der Schaffnerin wurde ich bereits in gebrochenem Englisch informiert, dass ich für den Zug nach Pécs eine Platzkarte brauche, die ich am Bahnhofsschalter käuflich erwerben muss. Also raus aus dem Zug und der Masse nach, denn die Schilder kann ich ja nicht lesen. Da fällt mir auf, dass ich mich erstmals alleine in einem Land befinde, dessen Sprache ich nicht beherrsche. Oje, alles dreckig, seltsame Gestalten, wo ist bloß die Bahnhofshalle? Stiegen rauf und neben Straßenhändlern und Spelunken mit Bier trinkenden Männern finde ich tatsächlich ein kleines Häuschen – die Bahnhofs-„Halle“. Hin zu Schalter „blabla International“ in der Hoffnung, man spricht dort auch „Nicht-Ungarisch“. „Do you speak English oder Deutsch?“ Heftiges Kopfschütteln. Also zum „blabla Inland“-Schalter hinübergestapft, selbe Frage, Antwort „little English“. Na wenigstens versucht man es. Sie schiebt mir einen Zettel hin und ich schreibe „Pécs“, „reservation“ und sage ergänzend zu ihr „Sitzplatz“. „Is it obligatory? Necessary?“. Das hab ich freilich nicht zu eruieren vermocht, aber sie versteht zumindest, sagt „only seat, no ticket“ und schreibt die Abfahrtszeit des nächsten Zuges auf. Ich „No, 18:03“, denn ich treffe mich mit jemandem. Gut, 550 HUF, ich zahle und gehe. Wo mein Zug abfährt weiß ich noch nicht, die Anzeige zeigt nur die nächsten 30 Minuten an.
Aufgrund der eigenartigen Stimmung im Bahnhofshäuschen und weil der Wartebereich überfüllt ist – es handelt sich um EINE Bank, auf der ZWEI Leute sitzen – stapfe ich mutig in den Regen. Eine Spelunke nach der anderen, dann ein Lichtblick, ein anständig aussehendes Lokal. Juhu, da geh ich hin und ess was…oh nein, ein Italiener! Nein danke, nicht schon wieder Pizza und Pasta, ich bin ja grad erst aus Rom abgereist. Vorbei an einem Wettcafé und…wunderbar, ich entdecke ein Eiscafé. Geschmackvoll eingerichtet, geführt von drei Damen mit rosa-roten Schürzen. Nostalgisch. Ich bestelle einen Tee und setze mich. Man spricht nur Ungarisch, aber da ich ja auf das Foto des Tees zeigen kann ist das kein Problem. Nach kurzer Zeit kommt eine Frau mit zwei kleinen Kindern herein, die sich riesig über den Besuch der Eisdiele freuen. Freundlich dreinblickende Kellnerinnen heben die Kinder hoch, sodass sie in der Kuchen – und Eisvitrine gustieren können. Das Mädchen nimmt Erdbeereis, der kleine Bub Vanille und die Mutter Schokolade. Schnell noch ein Pölsterchen unter den Popsch geschoben und schon ist man auf gleicher Höhe mit dem Eis. Fröhliches Gelöffel (und Gepatze). Dann Gequängel, der Kleine muss aufs Klo. Kaum im Bad mit Mama verschwunden nützt die Schwester den günstigen Moment und löffelt fröhlich das Vanilleeis aus Brüderchens Becher – das kommt mir bekannt vor 😉
Etwas später kommt der Besitzer herein und zeigt einem Freund stolz sein Lokal. Er geht mit seinem Freund in die Küche, zeigt ihm die „Gaststube“ und erklärt ihm alles auf… ITALIENISCH!!!.
Es stimmt also: Alle Wege führen nach Rom!