Über die Einrichtung des „Haus der Geschichte“ und den damit verbundenen Kürzungen des ursprünglichen Sanierungsplanes des Weltmuseums Wien wurde hier bereits berichtet. Die Hinweise verdichten sich nun, dass die bestehenden Museen diesem neuen Projekt weichen müssen. Das war Grund genug für die beiden „Die Presse“-Journalistinnen K. Nussmayr und A. Löffler, dem Heldenplatz einen kleinen Besuch abzustatten und die Ist-Situation zu beschreiben – solange sie noch besteht. Es sei also angeraten, sich ehebaldigst einen Überblick über die reichen Sammlungen zu verschaffen, bevor sie möglicherweise in unzugänglichen Depots verschwinden.
Die ca. 750 Objekte der Historischen Musiksammlung beispielsweise, welche nun die Räume an das „Haus der Geschichte“ abgeben soll, besuchten jährlich rund 80.000 Interessenten. Mit den Besucherzahlen großer Häusern wie Albertina oder dem Haupthaus des Kunsthistorischen Museums kann diese Sammlung freilich nicht konkurrieren (siehe dazu bei Statistik Austria).
Dennoch sollte auf der Hand liegen, dass nicht jedes Museum zu schließen ist, nur weil es einen kleinen Besucherkreis anspricht. Die Leitlinien eines Museums lauten nach ICOM-Richtlinien: Sammeln, bewahren, erforschen und vermitteln/ausstellen.
Wird die Sammlung geschlossen und in einem Depot verstaut, so ist eine öffentliche Zugänglichkeit nicht mehr gewähleistet. Da diese Exponate Teil unseres kulturellen Erbes sind, ist es das Recht eines jeden Einzelnen, diese Stücke ansehen zu dürfen. Wer sich also für den Erhalt der Musikinstrumente-Sammlung aussprechen möchte, kann diese Online-Petition unterzeichnen.
Als Kulturvermittlerin sei folgende kritische Anmerkung zu dem Projekt „Haus der Geschichte“ erlaubt:
In einem Gespräch mit der „Die Presse“-Journalistin A. Thalhammer erklärte eine Sprecherin des Kulturressorts, dass zuerst ein Konzept auf dem Tisch liegen muss, bevor über eine Finanzierung nachgedacht werden kann.
Freilich ist es für einen ungetrübten Kreativprozess wichtig, sich nicht von Kosten leiten zu lassen. Ein grober Kostenrahmen scheint aber jedenfalls angebracht. Wie soll man sonst verhindern, dass die Konzeptidee zwar einmalig, jedoch aber unfinanzierbar ist? Es werden möglicherweise unzählige Arbeitsstunden in die Ideenfindung investiert und nach Abgabe des Berichtes ist offensichtlich, dass das Geld hierfür nicht zur Verfügung steht.
Es steht also zu hoffen, dass die Projektentwicklung in Wahrheit nicht so unkoordiniert von statten geht, wie in den Medien berichtet wird und der Bürger einfach nur über die Hintergründe im Unklaren gelassen wird – wobei sich die Frage stellt, worin der Sinn in dieser Vorgehensweise liegt, wenn dieses Haus doch unser „Haus der Geschichte“ sein soll.
Der Bericht zum ursprünglichen, bereits 2009 entwickelten Konzept zum „Haus der Geschichte“ ist auf der Seite des Bundeskanzleramtes einsehbar. Ferner wurde heute vor einem Monat eine schriftliche Anfrage des Abgeordneten W. Zinggl hinsichtlich der Einrichtung des „Haus der Geschichte“ eingebracht, welche auch auf das geplante Schicksal der Musikinstrumente-Sammlung eingeht. Ende Februar wurde ihr Einlagen in der 61. Nationalratssitzung bestätigt. Nun warten wir gespannt auf die Beantwortung der insgesamt 11 Fragen.
Weiterführende Infos und aktuelle Presseberichte zu diesem Thema sind bei der Kulturagenda zusammengestellt.
archaeologos
Bin neulich über diese beiden Artikel gestolpert, die auch befürchten, die Sammlung alter Musikinstrumente wird in einem Depot verstaut:
12.03.2015 – http://www.zeit.de/2015/11/heldenplatz-haus-der-geschichte-wien
31.03.2015 – https://nzz.at/s/prkPX-k5IY/