Neulich habe ich einen Vortrag von Prof. Fabian Kanz über Gladiatorenverletzungen gehört. Kanz ist Anthropologe, arbeitet an der Medizinischen Universität Wien und ist auf forensische Anthropologie spezialisiert. Neben seiner Tätigkeit als Gerichtsmediziner beschäftigte er sich unter anderem mit Knochenfunden des antiken Ephesos und trägt somit wesentlichen Anteil an der Rekonstruktion römischer Kampftechnik.
Genau erklären kann ich nun freilich nicht, welche Methoden zu welchem Ergebnis führen, das überlasse ich dem Experten. Allerdings möchte ich betonen, wie unglaublich spannend es war, Kanz zuzuhören. Ausgangslage für seine Auswertung war der glückliche Fund eines „Massengrabes“ mit 68 Individuen nahe der Damianosstoa in Ephesos (Türkei). Mehrere ebendort aufgedeckte Grabsteine zeigten Gladiatorendarstellungen und ließen somit auf einen Gladiatorenfriedhof schließen. Die genaue Begutachtung der Knochen versprach umfassende Erkenntnisse zum Leben der Gladiatoren – und so war es dann auch. Ernährung, Herkunft, Krankheiten, verheilte und tödliche Verletzungen sowie die angewandten Waffen waren zu rekonstruieren. Die genauen anthropologischen Ergebnisse sind in einem open-acces-Artikel nachzulesen. Ferner sind sehr gute Abbildungen in diesem frei verfügbaren pdf zu sehen (mit besonderer Beachtung von Seite 66 bis 73). Überraschend war der hohe Strontium-Anteil in den Gladiatorenknochen, der sich durch einen Aschetrunk erklären lässt. Dieser wirkte ähnlich einer Calcium-Brause, die Sportler heutzutage nach dem Training trinken, welche relaxierend wirkt und somit einem Muskelkater vorbeugt.
Fasziniert hat mich Kanz’ Erwähnung, dass sich selbst in den Knochen von Neandertalern noch DNA erhalten hat. Welch philosophischer Zugang, dass selbst nach 30.000 Jahren noch „Information“ erhalten ist! Und wer weiß, welche „Energien“ den Tod überdauern, die mit heutigen Mitteln nicht messbar sind…..
Wer Fabian Kanz persönlich kennenlernen möchte, um mit ihm über Gladiatorenverletzungen zu plaudern, der sollte sich schon jetzt das Römerfestival Carnuntum (28.05.–13.06.2016) in den Kalender eintragen. Wie auch in den letzten Jahren während der Gladiatorenfeste in Carnuntum, wird Prof. Fabian Kanz auch 2016 den Besuchern wieder Spannendes berichten.