Wer ebenfalls solche fundamentalen Fragen zur Habsburgermonarchie hat, der wird in der Kaiserlichen Wagenburg bestens bedient. Und ja, der spätere Kaiser Franz Joseph I. hatte als Kind tatsächlich eines!
Die Kaiserliche Wagenburg im Schloss Schönbrunn ist mehr als nur eine Garage für ausgediente Fahrzeuge. Anhand von Kutschen, Schlitten und sogar Autos wird Weltgeschichte erzählt. Jedes Gefährt ist mit speziellen Insignien ausgestattet, um den Insassen für das vorbeifahrende Volk erkennbar zu machen. Die Breite der Reifen, Farben, Anzahl der Pferde, Monogramme, kostbare Stoffe etc. geben Hinweise, wer da gerade an dem Spaziergänger vorbeifuhr. Während man bei den alltäglichen Gefährten der neuesten Mode folgte, setzte man bei den Imperialwagen auf höfische Tradition. Daher verwendete man bei großen Feierlichkeiten wie beispielswiese Hochzeiten eine Kutsche aus dem alten Bestand, um die weit zurückreichende Geschichte der Habsburgerfamilie zu demonstrieren. Kinderkutschen weisen auf die Freizeitbeschäftigungen der höfischen Sprösslinge. Sisis für die damalige Zeit vollkommen unübliche, weil praktische Garderobe verdeutlicht die Reiselust einer Kaiserin, die gar keine sein wollte.
Des Weiteren gastiert in den Räumlichkeiten gerade die Sonderausstellung zum Wiener Kongress, der von 18.9.1814 – 9.6.1815 in Wien stattfand. Für acht Monate tagten Herrscher aus aller Welt in Wien, um über die politische Lage nach dem Sturz Napoleons zu beraten.
Was hat das mit Kutschen zu tun, werden Sie sich fragen. Jede Menge, denn denken Sie nur an die immense logistische Herausforderung.
Neben den politischen Kongressteilnehmern kamen viele Schaulustige, die diesem Ereignis beiwohnen und davon profitieren wollten. Jeder kam mit einer wenig glamourösen Überlandkutsche in Wien an, die verstaut werden musste. Für die Stadtfahrten jedoch brauchte man prunkvolle Gefährte, die in Wien in dieser Menge freilich nicht verfügbar waren. Daher mussten in aller Eile rund 200 Kutschen für Stadtfahrten, Galas und Sportveranstaltungen gebaut, Kutscher eingestellt und Pferde angekauft werden. Der extra für dieses Event angefertigte Fuhrpark erhielt sogar ein einheitliches Design, sodass die Fahrzeuge als Hofkutschen mit Vorfahrtsrecht erkennbar waren. Gegen Begehrschein konnten die hohen Herrschaften eine solche Kutsche inkl. Fahrer ausleihen. Egal, wo man sich gerade in Wien befand, man wurde innerhalb von 10 Minuten innerhalb der Stadt, innerhalb von 30 Minuten aus den Vororten von der „Taxi-Kutsche“ abgeholt.
Um dem gesamten kaiserlichen Hofstaat die Teilnahme an den Begleitveranstaltungen (Bällen, Schlittenfahrten etc.) zu ermöglichen, ließ der Kaiser eigene Uniformen für Würdenträger, Beamte und Diener anfertigen. Denn viele von ihnen hatten wegen der wirtschaftlichen Situation nicht ausreichend Garderobe, um bei den Feierlichkeiten jedes Mal komplett neu eingekleidet zu erscheinen. Die einheitliche Kleidung ermöglichte somit jedem, an den rauschenden Festen teilzunehmen und jeder war zugleich seinem Stand gemäß nach außen zu erkennen.
Am 9. Juni 1815 wurde die Schlussakte des Wiener Kongresses nach 8-monatiger Tagungsdauer unterzeichnet. Darin waren richtungsweisende Beschlüsse festgehalten wie das Fixieren neuer Grenzen, die Durchsetzung der freien Fluss-Schiff-Fahrt und die Ächtung der Sklaverei. Anlässlich dieses 100-Jahres-Jubiläums sei auf die spannende Ausstellung „Der Kongress fährt“ verwiesen, die noch bis zum 1. November 2015 in der kaiserlichen Wagenburg zu bewundern ist.
davdn
Präsentation/Ausstellung
7.40
Vermittlung
6.40
Freundlichkeit Personal
4.90
Facilities/Service
4.90
Preis-/Leistungsverhältnis
6.50
Klassischer, unaufgeregter Standort mit interessanten Exponaten. Das Wesentlichste wird beschildert, benötigt aber auch nicht viel mehr. Wenig Angebot im direkten Bezug der Wagenburg, jedoch als Nebengebäude des Schloß Schönbrunns ist auch das nicht notwendig.