Inklusion ist das geflügelte Wort, wenn es um Barrierefreiheit geht. Inklusion bedeutet, Andersartige einzuschließen, indem Unterschieden keine Bedeutung beigemessen wird. Dabei ist die Kenntnis von Unterschieden ganz essenziell und wird auch bewusst wahrgenommen. Normalität ist nämlich ein fiktiver Gedanke, da jeder einzelne Mensch ein Individuum ist und keinem anderen gleicht. Jeder bringt sich gemäß seiner Fähigkeiten in der Gesellschaft ein und nimmt aktiv daran teil. Eine Anpassung an ein bestimmtes Ideal, welches sich manche als Norm einreden, ist unnötig – und, wenn wir genau darüber nachdenken, auch unmöglich. Inklusion unterscheidet sich demnach deutlich von der Integration, bei der die Mehrheit vorgibt, wie sich die Minderheit zu verhalten hat.
Wieso mache ich mir genau darüber gerade Gedanken? Das liegt wohl auf der Hand; aufgrund der politischen Situation. Ich frage mich, wieso Inklusion nun der Trend ist, dem man in ganz selbstverständlicher Weise hinsichtlich Barrierefreiheit folgt, aber nicht in Bezug auf Immigranten und Flüchtlinge? Es erschreckt mich zutiefst, dass sich eine klare Tendenz zur Verhärtung der Fronten abzeichnet. Es scheint, als hätten wir nichts aus der Geschichte gelernt.
Im römischen Reich war sicher nicht immer alles eitle Wonne, denken wir doch nur an die Standesunterschiede, Sklaverei und die Eroberung anderer Völker. Es gab aber eine besonders gute Erfindung, nämlich die sog. Mailänder Vereinbarung. Diese wurde im Jahr 313 n. Chr. zwischen Konstantin I. (der Große) und Licinius als den Kaisern des west- und oströmischen Reiches verabschiedet. Sie erlaubte die freie Religionsausübung innerhalb des römischen Reiches. Kurz gesagt, ich würde mir wünschen, dass wir diesem Beispiel folgen, das uns vor 17 Jahrhunderten vorgelebt wurde: „Leben und leben lassen“. Das gilt freilich für beide, sich gerade formierenden Seiten. Solange man sich selbst nicht zu wichtig nimmt und mit dem Herz denkt, sollte Inklusion keine große Schwierigkeit sein.
Machen wir Inklusion gemeinsam zur Selbstverständlichkeit!
Wer sich näher mit der sog.Mailänder Vereinbarung des Jahres 313 beschäftigen möchte, der hat dazu noch bis 20. November 2016 im Museum Carnuntinum im Rahmen der Ausstellung „AD 313 – Von Carnuntum zum Christentum“ Gelegenheit.