Der ein oder andere hat sich vielleicht schon gefragt, wieso es so ruhig auf archaeologos geworden ist.
Das hängt damit zusammen, dass der Endspurt meiner Fremdenführer-Ausbildung angebrochen ist und ich von einer Prüfung zur nächsten hechte. Ich wühle mich also gerade durch diverse Skripten, lese Bücher, besuche Ausstellungen und versuche mein Gehirn nicht zu sehr zu überhitzen – damit es ihm nicht wie meinem PC geht, der sich im Jänner mit all meinen Daten in die ewigen Jagdgründe verabschiedet hat.
Wer also noch den ein oder anderen Daumen frei hat, der drücke ihn bitte bis ich gut durch diesen Prüfungsmarathon gerutscht bin. Da ich aber nicht sicher sein kann, dass Ihr da draußen nicht Eure Daumen zum Arbeiten braucht, habe ich mich auf die Suche nach einer Alternative begeben. Und siehe da, es gibt tatsächlich passende Heilige, die mir helfen können. Hier eine Auswahl:
Josef von Copertino (1603–1663) war ein italienischer Minorit. In seiner Kindheit hatte er nicht nur mit gesundheitlichen, sondern auch mit schulischen Problemen zu kämpfen. Er trat in ein Kapuzinerkloster bei Tarent ein, wurde aber wegen seines Unvermögens entlassen. Dennoch gab er nicht auf und versuchte mehrmals wieder, in Klöster aufgenommen zu werden, was ihm schließlich gelang. In der südostitalienischen Stadt Poggiardo machte er durch verschiedene Wundertaten schnell von sich reden und zog zahlreiche Pilger an. Seine starke Lernschwäche hatte er durch intensives Beten überwunden, sodass er auch als Schutzpatron der Prüflinge fungiert. Ein praktischer Heiliger also für mich, denn mit Beharrlichkeit kommt man ans Ziel. Ihn findet man beispielsweise in der Minoritenkirche in Tulln.
Die Heilige Rita von Cascia lebte zwischen 1381 und 1447 im italienischen Umbrien. Als junge Frau wollte sie schon Nonne werden, jedoch zwangen sie ihre Eltern zu einer Heirat. Der Ehe mit einem gewalttätigen Gatten entsprangen zwei Söhne. Nach einigen Jahren wurde ihr Mann ermordet und ihre Söhne starben an der Pest. Von diesen familiären Bindungen befreit folgte sie nun ihrem ursprünglichen Plan und trat in das Augustinerinnen-Kloster von Cascia ein, nachdem auch sie zuvor mehrmals abgewiesen wurde. Eines Tages bat Rita, die knapp vor ihrem Ableben stand, um eine Rose aus dem Garten. Es war ein eisiger Wintertag, aber dennoch blühte eine Rose im Garten. Seither wird Rita in aussichtslosen Situationen verehrt sowie auch in Prüfungsnöten. Ihr Gedenktag ist der 22. Mai, an dem Rita-Rosen verteilt werden, die den Gläubigen Hilfe zuteilwerden lassen sollen. In der Wiener Augustinerkirche – übrigens „die“ Hochzeitskirche der Habsburgerfamilie – befindet sich ein kleines Altargemälde.
Noch ist der Termin fern und ich glaube natürlich, mich gut vorzubereiten. Aber wer kennt das nicht, je näher der Termin rückt, desto nervöser wird man und das zu erreichende Ziel rückt in unvorstellbare Höhe, der Lernstoff wird immer mehr und man wird nervöser und nervöser…
Der Heilige Vitus oder auch Veit lebte im 4. Jahrhundert nach Christus und war der Sohn eine römischen Senators. Seine Kinderfrau soll ihn zum Christentum bekehrt haben, sodass er von Kaiser Diokletian verfolgt wurde. Er wurde Löwen vorgeworfen, die sich aber treu zu seinen Füßen legten statt ihn zu zerfleischen. Auch der Versuch, ihn in siedendes Öl zu tauchen scheiterte, weil er von Engeln gerettet wurde. Veit gilt als Schutzpatron der Stummen und Gehörlosen – sowohl Zuhören, um die Frage zu verstehen, als auch Reden ist bei einer mündlichen Prüfung von immensem Vorteil. Noch dazu gibt es ein volkstümliches Gedicht, dass ihn als Schutzpatron gegen das Verschlafen anruft – ebenfalls praktisch, weil meine nächste Prüfung um 8:30h beginnt: “Heiliger St. Veit, / wecke mich zur rechten Zeit; / nicht zu früh und nicht zu spät, / bist die Glocke . . . schlägt.”
Wo diese Assoziation herkommt ist ungeklärt. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass sein Gedenktag der 15. Juni ist, also Sommersonnenwende. Ober St. Veit im heutigen Wiener Gemeindebezirk Hietzing ist übrigens nach ihm benannt. Die dortige Kirche trägt ein Altarbild von Fra Agostino a San Luca.
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