Im Monat der Juno, Gattin des römischen Göttervaters Jupiter, fanden gleich zwei Römerfeste statt: Am 9. und 10. Juni 2018 verwandelte sich der Platz rund um das Stift Klosterneuburg zum Festgelände. An der Stelle des heutigen Stifts befand sich einst das Römerlager Arrianis, welchem sich dieses Jahr eine eigens konzipierte Sonderausstellung widmet. Das Hilfstruppenlager ist heute vollständig überbaut, aber im Untergeschoß des Stiftes sind noch einige Mauerreste zu besichtigen. Während man draußen am Platz durch die einzelnen Stationen wandeln konnte, fand man bei Führungen im Stift die ersehnte Abkühlung durch die wohltemperierten Mittelaltermauern. Der Eintritt zum Festgelände war frei, für die Führungen musste man bezahlen, allerdings gab es Sondertarife. Für 13€/Erw. konnte man sechs verschiedenen Stiftsführungen besuchen (Schatzkammer, Stiftsmuseum, Weinkeller, Kaiserzimmer etc.). Ein Familienticket um 26€ beinhaltete alle Führungen und zusätzlich einen Stationenpass/Kind. Ich nützte meine NÖ Card, die an diesem Tag auch gültig war und besuchte die Sonderausstellung zum Römerlager Arrianis.
Der Stationenpass war auch einzeln gegen 5€ zu erwerben und bestand aus den Aktionen „Künstlerisch wie Apollo“ (Basteln), „Schön wie Aphrodite“ (Schminken), „Stark wie Herkules“ (Hinkelsteinwerfen) und „Vergnügt wie Asterix“ (Spielen). Daneben gab es eine Münzprägestation, Gewürzwein, keltisches Bier, eine Schauschmiede, eine Fotostation mit römischer Kleidung und vor allem die beliebte Grenzturmrutsche. Über eine hohe Leiter musste man einen Grenzturm besteigen und konnte dann über ein Seil wieder hinuntersegeln.
An den Wochenenden 9. und 10. sowie 16. und 17. Juni 2018 fand auch wieder das alljährliche Römerfestival in Carnuntum statt. In altbekannter Manier präsentierte sich eine große Schau von rund 300 Reenactors. Gladiatorenspiele, Schaukämpfe von Römern und Barbaren, Handwerkskunst und Kulinarikstände wurden in den originalgetrau nachgebauten Grabungsbefunden angeboten. Die Reenactorgruppen haben ihre Lager liebevoll hergerichtet und lassen sich jedes Jahr etwas Neues einfallen, mit dem sie ihrem Publikum noch originalgetreuer entgegentreten.
Sehr gut gefallen hat mir das Theaterstück über die Sklaven Carnuntums. Der junge Sklave Florus hat ausgezeichnet gespielt, war redegewandt und ging spontan auf das Publikum ein. Darüber hinaus war das Thema Sklaverei sehr philosophisch angelegt und hat nicht nur zum Lachen, sondern auch zum Nachdenken angeregt. Das Eintrittsticket kostete 22€/Erw. bzw. die Nachmittagskarte ab 14h 14€/Erw., die NÖ Card war nicht gültig.
Fazit: Einen Vergleich zwischen diesen beiden Festen zu ziehen ist schwierig, da sie sich komplett voneinander unterscheiden. Carnuntum legte den Fokus auf ein möglichst authentisches Römerspektakel mit originalgetreuem Eindruck, das den Besucher aber gleichzeitig animiert, den ganzen Tag dort zu verbringen, alle Demonstrationen anzusehen und Stationen zu besuchen. Der Eintrittspreis ist hoch, aber er wird verständlich, wenn man das reichhaltige Programm sieht und auch an die Bequemlichkeit einen Shuttledienstes zwischen den drei Standorten berücksichtigt, der im Preis inkludiert ist.
In Klosterneuburg handelte es sich eher um ein Volksfest mit römischem Thema, wo man für ein paar Stunden hingeht, Spaß hat und in geselliger Runde ein bissl was isst und trinkt, während die Kinder an den Stationen beschäftigt sind. Durch die moderaten Preise bei Spielstationen und Kulinarik gibt es somit auch eine Römerveranstaltung für dieses Zielpublikum. Wer aber erwartete, dass bei gratis Eintritt Römerlegionen aufmarschieren, der erlag einem Irrglauben und muss zukünftig nach Carnuntum zum Römerfestival zu fahren. Ich empfand es als gelungene Veranstaltung weil die Stationen durchwegs kreativ gestaltet und amüsant waren.
Von 3.–5. August finden übrigens die Ludi Lauriacences im römischen Lauricum (Enns/OÖ) statt. Dort gastiert gerade die oberösterreichische Landesausstellung und entführt Besucher in eine Zeit als die Römer noch über das Land herrschten. Vielfältige Veranstaltungen werden während des Ausstellungsjahres geboten, am 4. August legt beispielsweise ein römisches Donauschiff aus Ingolstadt in der Provinz Raetia im norischen Enns an.
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