Im Zuge des Crowdfunding-Projektes auf Startnext habe ich ein Dankeschön namens „Obulus“ angeboten, in welchem UnterstützerInnen mit einem Räucheropfer bedacht wurden. Das brachte mich auch gleich auf die Idee, den folgenden Kurzbeitrag über römische Kulte zu schreiben:
Die römische Religion war ein Vielgötterglaube (Polytheismus) mit einer sehr flexiblen Einheit aus Göttinnen, Göttern, Halbgöttern und Heroen. Neben den klassischen griechisch-römischen Göttern (z. B. Zeus/Jupiter) wurden keltische (z. B. Epona), orientalische (z. B. Mithras) und ägyptische (z. B. Isis) Gottheiten in den römischen Götterhimmel (Pantheon) aufgenommen.
Der römischen Religion liegt der Gedanke zu Grunde, dass die gesamte Natur vom Wirken göttlicher Kräfte durchsetzt ist, mit denen man regelmäßig in Kontakt treten muss („Ich gebe, damit Du gibst“ = „do ut des“). Diese Kommunikation fand im Zuge von Gebeten und Opferritualen statt.
Es gab unterschiedliche Arten von Opfern wie Räucheropfer, Trank- und Speiseopfer oder die Schlachtung eines Tieres.
Die Wahl des Opfers und des Tieres richtete sich nach der Gottheit. Das Tieropfer fand vor dem Tempel statt, während die unblutigen Opferhandlungen im Tempelinneren vollzogen wurden. Die blutigen Organe wurden der Gottheit durch Verbrennen dargebracht. Das Fleisch wurde von den Opfernden an Ort und Stelle im Rahmen eines Opfermahls verzehrt oder an die Fleischhauer verteilt und verkauft.
Größere Opfer waren von Prozessionsteilnehmern und Musikern begleitet. Man legte Votivgegenstände, Inschriften, Kränze, Segens- oder Fluchtafeln nieder.
Neben den offiziellen Opfern in den öffentlichen Tempeln, die von römischen Priestern begangen wurden, vollführte der Haushaltsvorstand (pater familias) zuhause den Hauskult.
Der Alltag der Römer war also durchsetzt von religiösen Handlungen. Jeder Geschäftsschluss, jedes politische oder militärische Vorgehen wurde mit einem Opfer verbunden. Dabei waren gewisse Richtlinien einzuhalten, denn die Römer waren sehr abergläubisch. Passierte während der Zeremonie ein „Missgeschick“, so wurde das Opfer für ungültig erklärt und musste wiederholt werden.
In der Spätantike setze sich langsam das Christentum durch, welches aus verschiedenen Gründen mit der römischen Religion nicht kompatibel war. So weigerten sich die Christen als Anhänger eines Eingottglaubens (Monotheismus), den Kaiser als Gott zu verehren. Wer mehr über dieses Thema und die religiösen Veränderungen in der Spätantike wissen möchte, dem sei die Ausstellung „AD 313 – Von Carnuntum zum Christentum“ im Museum Carnuntinum empfohlen, welche von März bis November 2016 wieder zu besichtigen ist.
Das Räucheropfer für die UnterstützerInnen des Startnextprojektes wurde stilecht im Archäologischen Park Carnuntum dargebracht. Da mir leider kein römischer Priester zur Verfügung stand, habe ich das Räucheropfer kurzerhand selbst dargebracht. Mögen die Göttern uns wohlgesonnen sein 🙂