Mittelalterfeste gibt es ja mittlerweile viele, aber das Spectaculum im kärtnerischen Friesach muss man einmal gesehen haben!
Während unseres Urlaubs war zufälligerweise gerade Mittelalterfest in Friesach und noch dazu das 20-jährige Jubiläum. Die Eintrittspreise waren sehr fair für das reichhaltige Angebot. Samstag kostete der Eintritt 10€ für Erwachsene, Sonntag 8€, für beide Tage 13€. Das Fest fand in der gesamten Innenstadt statt, die von einer beeindruckenden Stadtmauer umfasst wird. Nach Überqueren des wassertragenden Burggrabens, in dem nachmittags eine Bäckertauche stattfand, gelangten wir zuerst zu einer Wechselstube. Dort tauschten wir unsere modernen Euros gegen Friesacher Pfennige. Der Wechselkurs ist 1:1, sodass es offenbar wirklich um die Authentizität geht und nicht darum, Besucher durch permanentes Aufrunden zu mehr Ausgaben zu verleiten. Entlang der engen Gassen waren Stände mit allerlei Waren aufgestellt, die Standbesitzer waren freilich alle authentisch gekleidet. Moderne Straßenschilder, Mistkübel und Auslagen waren alle mit Packpaier und Jutestoffen abgedeckt. Geschäfte und Supermärkte hatten alle geschlossen. Die Straßenbeleuchtung war außer Betrieb, um auch abends das authentische Erleben einer Mittelalterstadt zu ermöglichen. Nur einige Fackeln und Laternen spendeten den Passanten Licht. Standler durften elektrische Lampen verwenden, um den Zahlungsverkehr korrekt abwickeln zu können.
Zahlreiche Programmpunkte und Vorführungen waren über den Tag verteilt. Man konnte den stärksten Mann des Mittelalters bewundern, diversen Musikern lauschen, über Gaukler und Puppenspieler lachen oder Feuerschlucker bestaunen. Einmalig war die Commedia mit einem amüsanten Stück über Ritter und Burgfräulein im Innenhof eines historischen Gebäudes. Kinder konnten einen Spielpass erwerben und verschiedene Stationen absolvieren, danach wurden sie zum Knappen bzw. Burgfräulein erhoben. Gegen kleines Geld konnte man beim Mäuselabyrinth wetten, in welchem Häuschen die Maus verschwinden würde. Ferner konnte man beim “mittelalterlichen Schießstand” versuchen, 3 Holzbälle durch ein Loch zu werfen. Gelang einem dieses Unterfangen löste das einen Mechanismus aus, sodass ein auf einem Balken sitzendes Kind in einen Wasserbottich fiel. Die Kinder machten sich einen Riesenspaß daraus und forderten die Besucher heraus, es zu versuchen. Ich kann gar nicht alle diese kreativen Vergnügungen für wenig Geld aufzählen, die sich die Veranstalter überlegt haben und will auch nicht zu viel verraten. Man muss sich das einfach einmal selbst ansehen, einen kleinen Einblick bietet die Seite des Vereins „Mittelalterliches Friesach“ .
Auch bei der Kulinarik setzte man weitgehend auf „Authentisches“ zu fairen Preisen. Pommes Frites und Cola suchte man vergeblich. Es gab Gerstensaft (0,5l Bier für 3€, sonst Holler- und Himbeersaft für 1-1,5€). Statt Hugo servierte man Kunibert, statt Kuchen gebackene Mäuse. Überall gab es Trinkbrunnen und jene Stände, die über einen Wasseranschluss verfügten, gaben Trinkwasser kostenfrei aus.
Sie merken schon, werter Leser, ich komme aus dem Schwärmen nicht heraus. Das Friesacher Spectaculum ist wirklich eine Reise wert. Die Aussteller und Standbetreiber sind durchwegs freundlich, das Konzept komplett durchdacht und liebevoll aufbereitet. Das motiviert natürlich auch zahlreiche Besucher, in authentischer Kleidung zu kommen und das Zeitreise-Erlebnis abzurunden. Mein Tip: Unbedingt jetzt schon das 21. Spectaculum zu Friesach am letzten Juli-Wochenende 2019 vormerken!