Heute (oder in 4 Wochen) wird in Österreich ein neuer Bundespräsident oder vielleicht sogar erstmals eine Bundespräsidentin gewählt. Aus diesem Anlass habe ich das römische Wahlrecht unter die Lupe genommen:
Im republikanischen Rom war nur wahlberechtigt, wer in die römischen Bürgerlisten eingetragen war. Angeführt waren dort alle römischen Bürger sowie überdies ihre Frauen und Kinder. Jeder der 35 Wahlbezirke (tribus) Roms verfügte über eine eigene Liste. Der männliche römische Bürger erlangte mit dem 16. Lebensjahr das aktive Wahlrecht und konnte somit in der Volksversammlung seine Stimme abgeben (ius suffragii). Im Laufe der Kaiserzeit verlor dieses republikanische System freilich seine Bedeutung.
Die Volksversammlungen teilten sich in die Zenturiatskomitien und die Tributkomitien. Die Zenturiatskomitien (comitia centuriata) waren nach Vermögensstufen gegliedert, welche ihre Wehr- und Steuerpflicht sowie ihr Stimmrecht bestimmten. Die Zenturiatskomitien waren zuständig für die Wahl der Konsuln, Prätoren und Zensoren sowie Gesetzgebung und Gerichtsbarkeit bei Kapitalverbrechen. Die Tributkomitien (comitia tributa) waren nach Wohnbezirken gegliedert und wählten die niederen Beamten.
Das bedeutet also, dass nicht jede Stimme gleich viel wert war! Vermögende Römer hatten trotz Demokratie deutlich mehr Einfluss auf die Zusammensetzung des Staates. Denn der Senat setzte sich aus ehemaligen Konsuln, Prätoren, Ädilen und Quaestoren zusammen, die wie erwähnt, von den Zenturiatskomitien gewählt wurden. Außerdem wurde direkt in Rom gewählt, wodurch die Angehörigen der ländlichen Wahlbezirke kaum zu den Wahlen gingen.
Über die Entwicklung des Wahlrechts bis in heutige Zeit könnte noch viel geschrieben werden. Mein kleiner Einblick soll zeigen, wie stolz wir auf unser System sein können und wir daher alle unsere Rechte zur Mitgestaltung des Staates ausschöpfen sollten.
Ich für meinen Teil bin froh, in der heutigen Zeit zu leben, in der Frauen wählen dürfen und jede Stimme gleiche Gewichtung hat. Briefwahl und Wahlkarte erleichtern den Gang zur Urne, sodass es wirklich keine Ausrede mehr gibt, wieso man nicht zur Wahl geht. Daher mein Appell an die geschätzte Leserschaft: Nehmt Euer Wahlrecht wahr!