Ab 1890 beschäftigte sich die Kommission für Wiener Verkehrsanlagen mit dem Bau der Stadtbahn. 1894 wurde der Architekt Otto Wagner in die Planung integriert, der sich mittlerweile schon einen großen Namen gemacht hatte und für mehrere Großbauten verantwortlich zeichnete. Er wurde vom Handelsminister Graf Wurmbrandt beauftragt, allen Stadtbahnstationen ein einheitliches Aussehen zu verleihen. Am 11. Mai 1898 wurde die zunächst eingleisige Vorortelinie eröffnet, die von Hütteldorf über Hacking und Heiligenstadt führte. Rund einen Monat später folgten dann die obere Wientallinie (Hütteldorf-Hacking – Meidling Hauptstraße), die Gürtellinie (Meidling Hauptstraße – Heiligenstadt) und die untere Wientallinie (Meidling Hauptstraße – Hauptzollamt).
Schon früh keimte in Wagner die Idee, dem Kaiser ein imperiales Hofwartehäuschen zu entwerfen. Seine Absicht war, sich und seine Arbeit in das Blickfeld des Kaisers zu rücken. Seine ersten 1896/97 vorgelegten Entwürfe waren unter Rücksichtnahme auf die Schloßarchitektur zu adaptieren, doch 1899 fand bereits die Eröffnung des Pavillons statt. Die Räumlichkeiten entsprachen ganz den Bedürfnissen des Kaisers. Es gab ein Büro, in welchem er noch kurz vor der Abfahrt Geschäften nachgehen konnte. Ferner stand ihm eine Terrasse zur Verfügung, auf der er noch Luft schnappen und die Aussicht genießen konnte, sowie überdies eine Toilette. Tatsächlich genutzt hat der Kaiser sein privates Stationsgebäude allerdings nur zweimal.
Nach Ende der Monarchie diente das Gebäude als Bildhaueratelier. Im zweiten Weltkrieg wurde es durch Bombentreffer schwer in Mitleidenschaft gezogen und verfiel zusehends. So erging es übrigens vielen Stadtbahnstationen, die schließlich einfach abgerissen wurden anstelle das architektonische Werk Wagners durch Restaurierungen zu würdigen.
Erst seit 1987 wurde der Hofpavillon dem Wien Museum angegliedert, welches ihn von 2012 bis 2014 sanieren ließ. Nun erstrahlt er wieder in altem Glanz und kann samstags und sonntags zwischen 10 Uhr und 18 Uhr besichtigt werden. Den Eintrittspreis finde ich persönlich etwas überteuert (4 Euro) – im Vergleich zum Preis-/Leistungsverhältnis an den anderen Standorten des Wien Museums. Daher empfiehlt sich ein Besuch am ersten Sonntag im Monat, an dem alle Zweigstellen des Wien Museums gratis zu besichtigen sind. Allgemeine Standardführungen werden leider nicht angeboten.
davdn
Präsentation/Ausstellung
4.40
Vermittlung
3.20
Freundlichkeit Personal
3.80
Facilities/Service
2.40
Preis-/Leistungsverhältnis
3.60
Aus wenig Raum wurde wenig gemacht. Ein historisch wertvolles Gebäude glänzt nach außen, da aber wenig Platz für Vermittlung ist, scheint der Raum von den Gestaltern eher aufgegeben worden zu sein.