Das größte Schloss des Marchfelds durchlebte eine wechselvolle Geschichte. Es wurde als Landsitz für Prinz Eugen von Savoyen (1663-1736) erbaut und war Geschenk von Maria Theresia (1717-1780) an ihren Ehemann Kaiser Franz Stephan (1708-1765).
Der Platzmangel für die über 200 Bediensteten der schließlich verwitweten Maria Theresia veranlasste ihren Sohn Joseph II. (1741-1790) im Jahr 1770 zur Finanzierung einer Erweiterung um eine Etage. Unter Kaiser Franz Joseph verlor der einst glanzvolle Prachtbau seine eigentliche Funktion, indem er Ende des 19. Jahrhunderts zu einer militärischen Ausbildungsstätte umgewidmet wurde. Nachdem Soldaten unterschiedlichster Zugehörigkeiten und zwei Weltkriege das Schloss in Mitleidenschaft gezogen hatten, startete 2002 ein aufwendiges Revitalisierungsprojekt. Seit 2005 ist das über 50 Hektar große Anwesen mit Schaugärten auf mehreren Terrassen, Gutshof, Stallungen, Streichelzoo u. v. m. wieder für Besucher zugänglich und bietet regelmäßige attraktive Veranstaltungen.
Die Glanzzeiten des Schlosses liegen also zweifelsohne unter den herausragenden Persönlichkeiten Prinz Eugen von Savoyen und Maria Theresia bzw. ihrem Sohn Joseph II. Genau jene drei Personen führen in der aktuellen Ausstellung „Der Krieger, die Witwe und ihr Sohn“ einen fiktiven Dialog. Anschaulich wird vor Augen geführt, welche Veränderungen sich in diesen Jahrzehnten ergaben. Moderne Zeiten brachen an, die sich auch in der Ausstattung des Schlosses, des Mobiliars, der Raumabfolge und des gesamten Hofzeremoniells niederschlugen. Anstelle langwieriger Aufzählungen und Zeittafeln wurde daher ein fiktives Gespräch zwischen dem Bauherrn und der späteren Schlossbesitzer kreiert. Ergänzt wird der Wandel durch gegenübergestelltes Mobiliar – beispielsweise einem reich verzierten dunklen Holzstuhl gegenüber einem schlichten weißen Sessel ohne Armlehnen. Mehrere interaktive Stationen laden ein, selbst tätig zu werden. Darunter befindet sich eine hands-on-Station in kindgerechter Höhe, auf welcher mittels Schieberegler die drei Gänge eines barocken Abendessens verändert werden können. Des Weiteren ist ein großer Flatscreen in einen mit Tischtuch bedeckten Tisch eingelassen. Darauf wird ein Gemälde mit der Darstellung des Krönungsbanketts von Franz I. in Frankfurt als Umzeichnung gezeigt. Details dieses Festmahls sind temporär rot hinterlegt, werden mittels eingeblendeten Texts erläutert und mit Hintergrundmusik untermalt. Leider bestand Fotofrafieverbot, sodass ich nur Fotos außerhalb des Schloßrundganges anfertigen konnte.
Die Ausstellung ist so gestaltet, dass man sie durchaus selbständig erkunden kann. Dennoch empfiehlt es sich gelegentlich, an einer Führung durch das Schloss teilzunehmen, da diese meiner Erfahrung nach von hoher Qualität ist. Das Angebot hierfür ist äußert vielfältig. Es gibt spezielle Themenführungen, Gartenführungen, Fotografieworkshops, Vollmondführungen, Konzerte und kulinarische Abendveranstaltungen. Ein Blick in das reichhaltige Veranstaltungsprogramm lohnt sich daher!
Fazit: Schloß Hof bietet Beschäftigung für die ganze Familie, da neben der Ausstellung und der Besichtigung der Schloßräumlichkeiten noch Spielplatz und Streichelzoo zur Verfügung stehen. Das Kulturvermittlungsprogramm ist äußerst umfangreich und kreativ, sodass für jeden Gusto etwas dabei ist.
davdn
Präsentation/Ausstellung
8.70
Vermittlung
8.50
Freundlichkeit Personal
6.50
Facilities/Service
7.60
Preis-/Leistungsverhältnis
7.10
Sehr schönes Ambiente, tolles Führungskonzept, das zwar zum Schluss hin etwas abflacht, aber den Gesamteindruck nicht negativ beeinflusst.