Viele der Besucher, die ich durch die Römerstadt Carnuntum führe, erzählen mir, dass sie schon als Kinder hier waren. Und dann kommt unweigerlich die Frage: Wie lange wird hier in Carnuntum eigentlich schon gegraben?
Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten, kommt es doch darauf an, was man unter „Graben“ versteht. Fangen wir vielleicht so an: Gefunden wird in Carnuntum schon sehr lange.
Den ersten offiziellen Auftrag zur Durchsuchung von Carnuntum hingegen erteilte Erzherzog Maximilian III. im Winter 1599/1600. Wolf von Unverzagt sollte in den Ruinen der römischen Stadt nach Altertümern suchen, diese sammeln und zur Füllung seines Raritätenkabinetts in Maximilians Burg nach Wiener Neustadt bringen. Zur selben Zeit wurden Schlösser, Kirchen, Privathäuser und Stadtbefestigungen in Petronell, Rohrau, Bruck, Wolfsthal und Bad Deutsch-Altenburg erbaut, umgebaut und errichtet, wobei die Römermauern als Steinlieferant dienten und somit sukzessive verschwanden.
Im 17. und 18. Jahrhundert folgten Beschreibungen von Reisenden, die durch die Ruinen streunten, Funde einsammelten (v. a. Münzen) und die Inschriften von Steindenkmälern dokumentierten – zum Beispiel Peter Lambeck (Petrus Lambecius), Graf Marsigli (Marsilius) , Edward Brown(e), Richard Pocoke und Richard Milles. Eine Karte von Schloß Petronell und Umgebung von Matthäus Merian aus 1679 beweist, dass die Fundamente der Römerstadt bekannt und sichtbar waren (siehe die grau eingekreisten Bereiche mit der Beischrift „Fundamente der Alten Stadt Carnunta“, Bild aus wikicommons).
Als Oberst Friedrich Julius von Below Mitte des 18. Jahrhunderts seine Gefangenschaft in Hainburg antrat, erlaubte man ihm Freigang in Hainburg und Umgebung. In seinem Manuskript „Zeitverkürtzung in der oesterreichischen Kriegs-Gefangenschaft“ skizzierte er die Geschichte Carnuntums und widmete sich der Beschreibung und zeichnerischen Dokumentation von Funden.
Alle diese „Forschungen“ sind jedoch noch nicht als Ausgrabungen im engeren Sinne zu verstehen. Als Ausgrabungen zu bezeichnende Tätigkeiten begannen erst im 19. Jahrhundert (Forschungen in Carnuntum II).