Kaiserwetter am Wochenende. Was liegt also näher, sich ganz in die Monarchie zu begeben und die Marchfeldschlösser zu besuchen?
Also ab ins Auto und 40 Minuten später kamen wir bei Schloss Eckartsau an. Der erste Eindruck war schon äußerst positiv, ein kleines verschlafenes Juwel mitten in einem 27 Hektar großen Garten. Der Garten verströmt tiefe Ruhe und ganz automatisch breitet sich Gelassenheit über den Besucher, welcher sich dem Schlösschen über eine alte Allee nähert.
Das Schloss selbst ist nur mit Führung zu besichtigen, welche täglich um 11, 14 und 16 Uhr stattfindet. Die Geschichte des Schlosses reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück, als es die Gestalt einer Wasserburg hatte. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts wurde es von Joseph Emanuel Fischer von Erlach in ein Barockschloss umgebaut und erhielt etwas später Ergänzungen durch Franz Anton Hillebrandt. Die Räumlichkeiten wurden durch die sowjetische Besatzung im Laufe des 2. Weltkrieges stark in Mitleidenschaft gezogen und in den letzten Jahrzehnten liebevoll restauriert. Während des Rundganges taucht man ein in jene Zeit, als die letzten Mitglieder der Kaiserfamilie im Schloss Schutz suchten. Zwischen 1918 und 1919 war Eckartsau der letzte Wohnsitz Kaiser Karls und Familie vor ihrer Reise ins schweizer Exil. Diese dramatische Zeit ist ebenso Thema der Führung wie große Feste und Jagden, beispielsweise als der deutsche Kaiser Wilhelm II 1908 zu Gast war.
Die Publikumsbetreuerin erzählte, sie wäre seit 20 Jahren mit dem Schloss verbunden, da sie selbst hier auch ihren Wohnsitz hat. Diese Verbundenheit und Passion für jedes einzelne Möbelstück, Accessoire und geschichtsträchtigen Raum sprangen dabei ganz selbstverständlich auch auf die Besucher über. Man hatte das Gefühl, man wäre hier nicht nur stiller Beobachter, sondern für eine Stunde zu Gast. Lange habe ich darüber nachgedacht, wodurch dieses heimelige, positive Gefühl ausgelöst wird. Ich denke, es ist das Zusammenspiel vieler Aspekte und vor allem die Liebe fürs Detail. Beispielsweise ist die Unternehmensfarbe des Schlosses Grün. Die Mappe mit persönlichen Texten der Familie, welche die Vermittlerin zeitweilig zückte, ist in eben diesem Grün gestaltet. Ebenso trug sie selbst ein Trachtenkleid in exakt derselben grünen Farbe.
Garten und eine Ausstellung zum Nationalpark Donauauen sind gratis zu besichtigen. So haben selbst Schlösser-Verweigerer einen Grund, hierher zu kommen. Außerdem beherbergt der Schlosshof ein kleines Café, welches zur Einkehr einlädt. Regionale Schmankerl wie Wildbier und Himbeersturm locken den Besucher ebenso wie der thematisch passend eingerichtete Shop. Man sieht also, selbst bei Café und Shop wurde auf Authentizität gesetzt, anstelle billigen Tand an den Mann zu bringen.
Besonders herausstreichen möchte ich, dass Besitzer der NÖ-Card das Schloss unbegrenzt oft inkl. Führung besichtigen können. Unabhängig davon kommen wir ganz bestimmt noch einmal, denn es gab so viele Details zu sehen, die man in einer Stunde gar nicht aufnehmen konnte – und der Himbeersturm will auch noch verkostet werden 😉
Alles in allem eine runde Sache und für einen gemütlichen Ausflug jedenfalls zu empfehlen!