Heute trainierten die „hauseigenen“ Gladiatoren erstmals in der rekonstruierten Übungsarena. Viele Besucher wollten sich dieses Spektakel nicht entgehen lassen und waren bei der Premiere live dabei. Wer es verpasst hat bzw. Gusto bekommen hat, an den richtigen Kämpfen teilzunehmen: Am 22. und 23.08.2015 findet im Amphitheater in Bad Deutsch-Altenburg das große Gladiatorenfest statt.
Wie alles begann….
Im Jahr 2011 wurde mit geophysikalischer Prospektion die Fläche westlich des Amphitheaters von Petronell-Carnuntum untersucht. Dabei wurden Gebäudereste entdeckt, die von so markantem Aussehen waren, dass sie bereits ohne Grabung interpretiert werden konnten. Die runde Erscheinung ließ umgehend an die Übungsarena (ludus) einer Gladiatorenschule denken. Da bisher nur wenige Gladiatorenschulen bekannt geworden sind, sind diese Befunde von internationaler Relevanz. Der gesamte Komplex (ca. 12.000 m2) bestand aus mehreren Gebäuden, wie einer ca. 100 m2 großen, beheizten Trainingsarena, Quartieren für die Kämpfer und einem Wohnkomplex für den Inhaber (lanista). Nach archäologischen Grabungen im letzten Jahr wurde schließlich die Übungsarena von 19 m Durchmesser direkt am Originalstandort wiederaufgebaut. An dieser historischen Stätte werden dieses Jahr Filmaufnahmen für die TV-Reihe „Universum“ des ORF stattfinden und interessante Details über die Gladiatur enthüllen.
Gladiatoren-Leben
Gladiatoren gehörten rangmäßig zur Unterschicht der römischen Gesellschaft. Trotzdem wurden Sie gefeiert wie Hollywoodstars, denn sie stellten sich mutig dem Tod entgegen, waren bereit ohne Furcht zu sterben und sich ihrem Schicksal zu ergeben.
Verurteilte Verbrecher, Kriegsgefangene und Sklaven wurden vom lanista in seiner Schule für Schaukämpfe ausgebildet. Aber auch freie Bürger konnten sich freiwillig melden und in die Gladiatur verkaufen – beispielsweise wenn sie sich beim Glücksspiel hoch verschuldet hatten. In diesem Fall schworen sie den Eid für eine gewisse Zeitspanne, waren an den Kämpfen finanziell beteiligt und konnten sich dadurch wieder freikaufen (wenn sie lange genug überlebten). Nach Ablauf der vereinbarten Verpflichtung wurde man ehrenvoll entlassen und erhielt ein Holzschwert (rudis).
Ähnlich einem Rennstallbesitzer achtete der lanista auf eine gute Ernährung seiner Kämpfer, denn ihre Stärke war sein Kapital. Waren sie verletzt, so engagierte er einen Gladiatorenarzt. Dieser versorgte Knochenbrüche, Muskel- und Sehnenzerrungen. Nur gegen Stichverletzungen mit Verletzung der inneren Organe und inneren Blutungen war er machtlos.
Carnuntiner Gladiatoren
Nach der sensationellen Entdeckung der Gladiatorenschule und dem seit Jahren beliebten Gladiatorenfest im August, wurde nun in Carnuntum eine eigene Gladiatorenschule gegründet. Wie es diese Gladiatoren genau nach Carnuntum verschlagen hat, das erfuhren die Besucher beim heutigen Thementag. Manche von ihnen kommen aus fernen Ländern, haben sich beim Würfelspiel verschuldet oder wurden nach durchzechter Nacht mit der Tochter eines Centurios im Bett erwischt. Nach der öffentlichen Präsentation führten lictoren mit Rutenbündeln (fasces) den Zug an und geleiteten die Besucher in die hölzerne Trainingsarena. Als Spielgeber (editor) trat ein reicher Carnuntiner Bürger mit seiner Ehefrau auf, der nächstes Jahr für das Amt des Bürgermeisters kandidieren möchte.
Lebendiges Amphitheater
Am 22. und 23.08.2015 hat man noch Gelegenheit, die Gladiatoren persönlich kennenzulernen. Nach monatelangem Training und dieser ersten öffentlichen Präsentation im Mai werden sie im August ihr erworbenes Können unter Beweis stellen. In der großen Arena des Amphitheaters von Bad Deutsch-Altenburg werden die alljährlichen Schaukämpfe veranstaltet. Verschiedene Paarungen treten gegeneinander an (murmillo, retiarius, thraex) und werden wie immer fachkundig kommentiert. Für leibliches Wohl wird gesorgt sein, und die Kinder können sich selbst einmal als Archäologe versuchen und mit Kelle und Pinsel die Carnuntiner Erde erforschen.
Für Gruppen und Schulklassen gibt es das Vermittlungskonzept „Lebendiges Amphitheater“. Bei diesem individuell gebuchten Gruppenprogramm erfahren die Kinder Wissenswertes über römisches Militär, Gladiatur, Schaukämpfe und können vor Ort selbst sportliche Sonderprüfungen bestehen.
Des Weiteren wird eine kleine Ausstellung mit Originalfunden zum Thema Gladiatur geboten.