Bisher wurden schon allgemeine Informationen zu Geocaching beschrieben (Geocaching feiert 15-Jahresjubiläum I, II, III und IV) sowie der mögliche Nutzen für die Kulturvermittlung thematisiert (Geocaching feiert 15-Jahresjubiläum V) . Hier geht es nun um Geocaching und seine Beduetung für die Wirtschaft:
Geocaching lebt ausschließlich von der freiwilligen Aktivität seiner Mitspieler. Es handelt sich quasi um ein Geben und Nehmen. Ist man etwas länger dabei, hat man einen umfassenden Eindruck, was ein guter Cache ist und welchen Anforderungen er genügen sollte. Dann legt man selbst einen Cache, um der Community sozusagen etwas zurückzugeben. Gäbe es nur Cache-Konsumenten und würden nicht regelmäßig andere Cacher neue Dosen verstecken, so wäre das Spiel irgendwann aus; einfach weil in näherer Umgebung keine Caches mehr zu finden sind.
Da alles auf freiwilliger Basis besteht, ärgern sich Owner verständlicherweise wenn Einzelpersonen oder Firmen ihre Caches kommerziell nutzen (z. B. durch das Anbieten von Schulworkshops oder Firmenfeiern). Diese profitieren dann nämlich von etwas, was sie selbst überhaupt nicht „produziert“ haben. Der Großteil der Cache-Community legt sehr viel Zeit, Wissen, technisches Geschick und auch Geld in die Produktion eines Caches. Durchaus nachvollziehbar ist also, dass Ärger aufkommt wenn Neulinge, ohne die Regeln zu kennen, einfach „drauflos cachen“ und damit vielleicht das ein oder andere Versteck verraten. Wie erwähnt ist die Sicherheit des Caches oberstes Gebot. Legt man eine Dose achtlos zurück obwohl man beobachtet wird, ist diese vermutlich innerhalb kürzester Zeit als Müll entsorgt.
Folglich werden Cacherouten, die von Tourismusorganisationen gelegt werden äußert kritisch beäugt. Denn diese ziehen unter anderem auch Personen an, die Geocaching „einfach mal ausprobieren wollen“, aber sich nicht intensiv mit dem Spiel und dessen Regeln auseinandergesetzt haben. Man muss sich das so vorstellen als wenn jemand eine Kletterausrüstung im Sportgeschäft kauft. Wenn er keine Vorkenntnisse hat, so wird er damit wohl kaum alleine auf den nächsten Felsen zusteuern. Jedem ist klar, dass dieses Vorgehen Probleme verursachen würde. Beim Cachen ist das genauso. Jeder ist herzlich eingeladen mitzumachen und sich zu beteiligen – aber kein Spiel, ohne Regeln!
Meiner persönlichen Meinung nach spricht absolut nichts dagegen als Tourismusverein, Geocaches zu legen, um so das Angebot für seine Gäste zu erweitern. Jedoch sollte jemand in den Prozess eingebunden werden, der über die nötige Erfahrung und das Fachwissen verfügt, um ansprechende Routen zu legen, die der Cachercommunity Freude, anstatt Ärger, bringen. Nicht zu vergessen ist, dass mit der Produktion des Caches die Sache nicht getan ist. Caches müssen regelmäßig gewartet werden – sowohl im Internet als auch per pedes.
Vor zwei Monaten hat Josef Schiffer, der Besitzer des Hotels Schwarzer Adler in Tannheim (Tirol), in Eigeninitiative rund 300 Caches veröffentlicht. Schon jetzt kann er den deutlichen Anstieg an Besuchern fassen, die durch dieses Cachevolumen angezogen werden (Pressebericht). Für die Region und die umliegenden Betriebe ist das Erschließen dieser neuen Zielgruppe freilich ein Segen. Es bleibt aber zu hoffen, dass genug Personal verfügbar ist, um diese Caches auch regelmäßig zu warten, damit sie nicht wirklich zu Müll in freier Natur verkommen und bald wieder offline sind. So ist es beispielsweise den schönen Caches vom Profil „Niederösterreich Tourismus“ ergangen, die mittlerweile alle archiviert sind.
Ein Artikel aus dem Jahr 2010 widmete sich bereits der „Cashcow“ Geocaching. Der Inhalt ist im Wesentlichen noch aktuell, doch mittlerweile ist Geocaching nicht mehr nur etwas für Besserverdiener. Die Anschaffung eines GPS ist durch Handy-Apps, wie schon andernorts erwähnt, mittlerweile nicht mehr obligatorisch. Fakt ist aber, dass eine große Zahl an Geocachern Orte ansteuert, in denen ein bestimmtes Event oder eine sehr schöne Tour ausgelegt ist. Ohne Geocaching wären sie wohl kaum auf die Idee gekommen, genau dorthin zu fahren. Dies bestätigte auch die Umfrage im Rahmen der Diplomarbeit von Daniel Teelar 2007 (S. 64 f.). Fast die Hälfte der Befragten gab an, schon einmal einen Ort zur Freizeitgestaltung besucht zu haben, nachdem sie ihn durch Geocaching kennengelernt hatte. Daraus ergibt sich folglich, dass Geocaching ein gutes Mittel ist, um Gäste anzulocken. Ist die Region schön und bietet weitere Freizeitgestaltungsmöglichkeiten, kommt ein Cacher gerne wieder, wenngleich dann auch aus anderen Gründen. Geocaching ist also ein probates Mittel um Stammgäste zu gewinnen.
Cacher sind eher regional unterwegs und widmen sich ihrem Hobby im Rahmen von Wochenendausflügen. Die Urlaubsdestination wird also nicht explizit nach der Cachedichte ausgesucht, doch hat eine hohe Cachedichte sicherlich indirekten Einfluss auf die Wahl des Zielortes. Ist beispielsweise ein Badeurlaub in Griechenland geplant, so wählt man eine Region, wo man nebenbei auch noch „ein paar Dosen mitnehmen kann“. Es verwundert also nicht, dass Tourismusorganisationen, wie beispielsweise der Schwarzwald, indirekt von Geocaching zu profitieren versuchen (interessantes Buch dazu über Geocaching und den Tourismus der Region Schwarzwald von Margot Laufer).
Ein solches äußerst erfolgreiches Projekt innerhalb Österreichs wird morgen vorgestellt…