„Kulturvermittler“ – darunter können sich die wenigsten etwas vorstellen. Gemeinhin werden wir einfach „Führer“ genannt. Ein Führer ist jedoch dem Grunde nach jemand, der führt, also an der Spitze der Gruppe geht, damit sie den Weg findet. Demnach würde das bedeuten, ich gehe voran und alle anderen gehen hinterdrein. Wie ein Leithammel….
In den folgenden Zeilen skizziere ich den Beruf ein bisschen und die werten Leser werden sehen, was es bedeutet, Kulturvermittler in Carnuntum zu sein:
Kulturvermittler sind „Übersetzer“ zwischen Kulturgütern und Zuhörern, sodass statische Objekte lebendig werden und ihre Geschichte erzählen können. Was wir Kulturvermittler leisten, wenn wir mit einer Gruppe durchs Gelände gehen, bemerken nur die wenigsten. Es gibt einige Tage, da sind 30–40 Gruppen gleichzeitig im Gelände. Geht man von einer durchschnittlichen Gruppengröße von 20 Personen aus, sind das 600–800 Personen, die mit einem gebuchten Programm durch das Freilichtmuseum begleitet werden. Jeder Kulturvermittler widmet seiner Gruppe die höchste Aufmerksamkeit, vermittelt der Zielgruppe und dem Programm entsprechend und ist gleichzeitig bedacht, die Route so bequem und schlüssig wie möglich zu legen. Es wird Rücksicht genommen auf das Wetter (Sonne, Regen, Wind etc.), körperliche Befindlichkeiten (z. B. Gehbeeinträchtigungen, Kinderwagen etc.), die Gruppengröße (wo haben wir genug Platz, uns aufzustellen, damit mich alle hören etc.) und vieles mehr. Jede Gruppe bekommt die gleichen Inhalte präsentiert, um eine gewisse Standardisierung und ein Qualitätsmanagement zu erreichen. Die Gewichtung und Aufbereitung variiert jedoch der Zielgruppe, dem Programm und vor allem dem Kundeninteresse entsprechend.
Augenkontakt ist der beste Freund des Kulturvermittlers, nicht nur in Bezug auf die Kunden, sondern auch auf die Kollegen. In einem guten Team versteht man sich blind und oft genügt ein Blick oder ein Handzeichen und schon ist beiden klar, wie sie ihre Route bestmöglich adaptieren, um den Kundenwünschen gerecht zu werden. Denn niemand möchte, dass zwei 30-köpfige Schulklassen miteinander kollidieren, dann versteht nämlich keiner mehr ein Wort.
Der Kulturvermittler ist allen Wetterkapriolen ausgesetzt. Er ist also bei Wind, Sturm, Regen und auch bei hochsommerlichen Temperaturen unterwegs, um Besuchern ihre Freizeit oder Schülern ihren Schulalltag zu bereichern. Vor allem letztere Zielgruppe ist nicht immer von vornherein begeistert, sich ein Museum anzusehen. Hier gilt es kühlen Kopf zu bewahren und in die Trickkiste zu greifen, um auch jene mitzureißen, anstelle resigniert das Handtuch zu werfen.
Mit meinem Schrittzähler habe ich in den letzten Monaten dokumentiert, wie viel ich eigentlich pro Tag unterwegs bin. Natürlich gibt es stark und weniger stark frequentierte Tage. Durchschnittlich lege ich knapp über 9 km/Tag bzw. ca. 12.500 Schritte zurück. Letzen Monat waren es sogar 233 km, also 320.300 Schritte. Da man primär aber nur sehr langsam geht und dazwischen auch immer viel und lange steht, sind das leider keine „gesunden“ Schritte. Wer also meint, super ein Job, in dem man sich das Fitnesscenter sparen kann, der irrt. Ich schlendere nämlich im berühmten „Museumswalk“ durch unser römisches Stadtviertel.
Alle diese Punkte laufen im Hintergrund ab, sodass sie der Kunde nicht bemerkt. Denn er soll einen frischen, ausgeschlafenen, fröhlichen und voll motivierten Kulturvermittler vor sich haben, der ihm ein tolles und nachhaltiges Erlebnis gestalten will. Das ist unser Anspruch und dafür sind wir tagtäglich für Sie im Einsatz und freuen uns folglich über Lob und Anerkennung, wenn es Ihnen gefallen hat.