Was stellen Sie sich, werter Leser, unter einer Weinerlebniswelt vor? Ich hab ehrlich gesagt eher negativ behaftete Erwartungen gehabt und vermutete eine klassische Unternehmenspräsentation mit Verherrlichung der Firmengeschichte und anschließender Keilerei zum Verkauf der eigenen Produkte. Und dafür bezahlt man dann auch noch Eintritt?
Aber der Mensch ist ja von Natur aus neugierig und so fuhren wir nach Langenlois, um die Weinerlebniswelt Loisium anzusehen. Eines vorweg: meine Erwartungen wurden ganz und gar nicht erfüllt!
Das Loisium ist ein puristischer, moderner Bau, der sich mitten in den Weinbergen befindet. Auf den ersten Blick mutet die Architektur etwas seltsam und unpassend an, aber das Auge gewöhnt sich daran und schließlich versteht man, wieso gerade jener Stil gewählt wurde.
Das Personal ist durchwegs freundlich und bemüht. Gleich nach dem Ankommen wird man an der Kassa informiert, dass die Weinerlebniswelt selbstständig mit einem Audioguide zu besichtigen ist und im Keller ca. 12 Grad herrschen. Also schnell zurück zum Auto gestapft und die Notfallsjacke aus dem Kofferraum geholt. Einlass in die Weinerlebniswelt wird nur alle 30 Minuten gewährt, aber die Wartezeit lässt sich wunderbar im attraktiven Café vertreiben. Unter Weinlauben sitzend stärkt man sich bei Kaffee und Kuchen für die bevorstehende Tour, mit Blick auf die herrlichen Weinberge.
Kitschig? Nein, idyllisch! Der Alltagsstress ist im Nu vergessen und man entspannt Körper und Seele. Zeit scheint nicht zu existieren hier im Loisium.
Doch pünktlich um 16:30h stehen wir vor der gelben Tür und warten bis sie sich öffnet. Da kommt auch schon die nette Kassendame und erklärt allen Besuchern, was sie nun erwartet. Einer Weintraube gleich begibt man sich in die Kelteranlage, indem man einen Lift besteigt. Danach beginnt der Vergärungsprozess “Weinwerdung” in Form einer Wasser-Licht-Show (zu viel möchte ich hier nicht verraten, um den Effekt nicht zu zerstören).
Danach geht man in den Weinkeller und ist nun auf sich selbst gestellt. Den weißen Pfeilen folgend kann man sich trotz der Weitläufigkeit dieses Kellerlabyrinths keinesfalls verirren. An den Wänden montierte Nummern laden ein, sich mittels Audioguide eingehender mit verschieden Themen auseinander zusetzen. Erzählt werden Geschichte und Geschichten aus Sicht eines Familienmitglieds dieses Weinbaubetriebs, sodass eine persönliche Beziehung zum Zuhörer geschaffen wird. Durchschnittliche Verweildauer beträgt laut Kasseninfo rund 60 Minuten, doch hört man sich alle Stationen in Ruhe an, so braucht man meiner Erfahrung nach etwa 90 Minuten.
Am Ende des individuellen Rundganges kann man noch durch den äußerst gut sortierten Shop spazieren und allerlei Nützliches zum Thema Wein erstehen. Freilich wird auch eine Weinprobe zur Degustation angeboten, die man auf der herrlichen Terrasse genießen kann.
Für Kinder gibt es übrigens einen eigenen Audioguide und sogar eine spezielle Tour, mit der die Kleinen mittels Kurbel kleine Stationen der Maus Fridolin in Gang setzen können, die sich in Weinfässern verstecken. Statt Wein erhalten die Kinder ein Glas Saft zur Verkostung.
Aus vollem Herzen kann ich einen Besuch im Loisium empfehlen. Die Weinerlebniswelt Loisium wird ihrem Namen mehr als gerecht. Es werden alle fünf Wahrnehmungsebenen des Menschen angesprochen:
– visuell: Objektpräsentation, Besichtigung der Weinkeller und Wirtschaftsgebäude, Lasershow, Kurzfilme
– kinestäthisch: Angreifen des Lössbodens, Klingeln nach dem Schuster etc.
– olfaktorisch: Riechstation mit Aromen des Grünen Veltliners zum Mitraten
– auditiv: Audioguide, akustische Signale, Musik
– gustatorisch: Weinprobe zum Abschluss der Tour
Fazit: ausreichend Zeit nehmen und tatsächlich den gesamten Audioguide “befolgen”. Nur so erschließt sich das vollkommene Weinerlebnis!
davdn
Präsentation/Ausstellung
9.10
Vermittlung
9.50
Freundlichkeit Personal
5.10
Facilities/Service
8.40
Preis-/Leistungsverhältnis
7.40
Beeindruckende Show und unglaublich gut gemachte Audio-Guide-Führung. In typischer Mundart wird nach einer modernen und aufwändigen Show durch die regionale Historie geführt und man fühlt sich nicht als Besucher, sondern in diese Zeit zurückversetzt.