Während meiner Führungen kommt immer wieder das Themas „römisches Essen“ auf. Was haben die Römer eigentlich gegessen, gibt es römische Rezepte und hat das auch geschmeckt?
Also, die Römer haben vorwiegend Getreide gegessen, es zum Beispiel in einer Handmühle gemahlen und daraus Brot gebacken. Der zweite große Eckpfeiler der römischen Ernährung waren Hülsenfrüchte wie Bohnen, Erbsen, Linsen etc.
Wir haben verschiedene römische Rezepte überliefert, so unter anderem von dem römischen Koch Apicius aus dem 2. Jh. n. Chr. Aber auch an anderen Stellen wird in antiken Texten Hinweise auf die Zubereitung römischer Speisen eingegangen.
Die Frage, ob das römische Essen geschmeckt hat, lässt sich durch experimentelle Archäologie ganz leicht beantworten: einfach nachkochen und kosten!
Vor fast einem Jahr habe ich erstmals ptisane probiert und es seitdem fix in meinen Speiseplan integriert. Heute widmen wir uns einem beliebten Käseaufstrich namens moretum.
Moretum wurde in einer Reibschale (moratrium) hergestellt, woher es auch seinen Namen erhielt. Mortaria werden in Ausgrabungen regelmäßig gefunden und zeugen von ihrem essenziellen Wert für die römische Küche. Es handelt sich dabei um Tonschalen, in welche während des Herstellungsprozesses Quarzsteinchen gestreut werden. Durch den Brennvorgang verbinden sich diese mit der Oberfläche und ergeben so ein raues Innere. Unter Verwendung eines Holzstabes kann man die Reibschale folglich wie einen Mörser verwenden, z. B. zur Herstellung von moretum.
Der Appendix Vergiliana (um 20 n. Chr.) widmet diesem Aufstrich ein ganzes Gedicht mit 122 Hexametern. Darin geht es um die Verherrlichung des Landlebens (villegatura), indem der Bauer sein Tagwerk mit der Zubereitung von moretum beginnt.
MORETUM
- Schafskäse (Feta oder Peccorino)
- Knoblauchzehen
- Koriandergrün
- Selleriegrün
- Weinraute
- Salz
- Olivenöl
- Weißweinessig
Knoblauch schälen, Schafskäse hinzufügen, Salz und Kräuter untermengen, einen Schuss Olivenöl und Weißweinessig für eine cremigere Konsistenz hinzufügen; Mischung in einen Mörser füllen und kräftig durchrühren.
Wer will kann die Zutaten vorher schon zerkleinern oder die Paste auch in einem Küchengerät durchmixen. Allerdings sei dazu erwähnt, dass moretum keine streichfähige, weiche Masse, sondern ein eher bröckeliger, Ricotta-ähnlicher Brei war. Wer also auf Authentizität besteht, muss Handarbeit walten lassen 😉
Dazu wird frisches Brot serviert, am besten selbstgebackenes römisches Brot.
Ich verfeinere meinen Brotaufstrich gerne noch mit etwas Pfeffer und Minze, aber da kann man seine Phantasie spielen lassen.