Motiviert durch den eday und der Nominierung zum Staatspreis für Multimedia und ebusiness für das Projekt Nationalpark 360° stand letzte Woche ein Besuch der Nationalparkwelten Mittersill auf dem Programm.
Auf insgesamt zwei Stockwerken erstrecken sich mehrere Themenbereiche. Start meines Rundganges war freilich das nominierte 360° Kino im Untergeschoß. Über eine Wendelrampe steigt man in die Bergwelt hinauf bis man auf einer Panoramaplatte ankommt. Sofort fühlt man sich in die Hohen Tauern versetzt und erlebt detailreich unterschiedliche Naturwelten und das Spiel der Jahreszeiten. Der Film ist dermaßen naturecht, dass man tatsächlich leicht fröstelt wenn der Schnee leise von den Tannenwipfeln rieselt, weil eine Windböe durch den verschneiten Winterwald zieht. Unter der Aussichtsplattform wird ein Blick hinter die Kulissen gewährt und die aufwändige Produktion dieses Naturfilms geschildert. Auf einem vielfarbigen Kubus laufen Kurzfilme zu diversen Themen des Nationalparks unter dem Stichwort „Entdecken“. Neben jedem lädt ein kleines, mit einem schwarzen Tuch verhülltes Loch zum Ergreifen der darin versteckten Objekte ein (z. B. Fell). Die Entstehungsgeschichte des Nationalparks ist, passend zum Thema des gesamten Raumes, auf einer beweglichen Filmrolle präsentiert. Auf einem Board zu Forschung im Nationalpark kann man per Handauflegen Präsentationen zu „Gletscher und Permafrost“, “Diversitätendatenbank“ etc. starten.
Im anschließenden Raum wird auf die Tierwelt des Nationalparks eingegangen. Tierpräparate veranschaulichen die Artenvielfalt, die in den Hohen Tauern beheimatet ist. In einem weiteren Film werden ebendiese Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum gezeigt. Jeder Protagonist wird steckbriefartig kurz beschrieben. An einer Kletterwand können sich Kinder in die Fußstapfen der Alpentiere begeben. Je nachdem welcher Farbspur sie folgen klettern sie wie ein Mauerläufer, ein Steinbock oder eine Gämse.
Im Obergeschoß schwebt der Großglockner in der Raummitte. Rund herum sind Flachbildschirme aufgebaut. Auf den darunter befindlichen Tafeln ist der gesamte Nationalpark kartografiert. Per Knopfdruck startet ein Film über die gewählte Region und zwar im Adlerflug.
Im Anschluss werden die verschiedenen Gesteine und Kristalle thematisiert. Wie es überhaupt zur Entstehung der Hohen Tauern und ihrer Kristallschätze kam, erläutert ein weiterer Kurzfilm, der alle 20 Minuten zu sehen ist. Nun denkt man an einen klassischen Lehrfilm aus dem Schulalltag, doch weit gefehlt: Äußerst prägnant werden die wichtigsten Infos zur „Gesteinsgeschichte“ vorgebracht, gut verpackt in einem 3D-Film. Durch den 3D-Effekt fühlt man sich mitten hineinversetzt in jene Zeit, in der sich die europäische und afrikanische Platte aufeinander zu bewegten.
Sehr gut gefallen hat mir auch die kleine Höhlennachbildung, in der Kristalle und Goldadern vorkommen. Man betritt diesen kleinen Schlurf und lauscht einer Männerstimme, die die Sage von den Venedigermanderl erzählt.
Danach geht es durch den Wald, in welchem auf baumstammartigen Infosäulen verschiedene Baumbewohner vorgestellt werden. Eine ausgezeichnete Idee ist das kleine Quiz zu Reh & Co: Jeder hat auf seiner Wanderung sicher schon einmal Fußspuren und Exkremente bemerkt. Welcher Waldbewohner dahinter steckt, erfährt man, indem man Fußabdruck und Häufchen (Losung) miteinander korrekt kombiniert und zwei grüne Lämpchen aufleuchten.
Nach dieser Flut an Informationen kann man sich auf bequemen Wiesenliegen entspannen und Grillenzirpen, Vogelzwitschern und Weidentiergeräuschen zuhören. Es folgt ein Bachlauf, in welchem der Besucher die Wasserwelt aus der Perspektive eines Kieselsteins erlebt. Eine riesige Bachforelle schwimmt in rauem Wassergetöse über einen hinweg. Zuletzt geht es in die Eiswelt, in welcher ein Film einen Lawinenabgang miterleben lässt. Durch Drehen am Pasterienzeitrad sieht man Ausbreitung und Rückzug der Gletscherflächen in den Hohen Tauern.
Zurück in der Jetztzeit kann man sich im Shop mit Multifunktionskleidung und Wanderkarten eindecken, um die herrlichen Wandergebiete nun persönlich zu erkunden.
Fazit: Ein sehr gelungenes Ausstellungserlebnis, welches Gusto auf das eigenständige Erkunden der umliegenden Bergwelt macht. Informationen zu Pflanzen, Tieren und Gesteinen werden zwar geboten, doch eher in steckbriefartigen Kurzprofilen. Die Menge an biologischen und geologischen Informationen hält sich also in Grenzen, wobei dies nicht unbedingt von Nachteil ist. Meiner Meinung nach ist das Ziel hier eindeutig, Lust auf mehr zu machen. Das gelingt vollkommen. Wer mehr Details erfahren will kann sich mit Literatur eindecken oder an geführten Wanderungen und Workshops teilnehmen.