Nach Besuch der Domus Aurea nutzten wir die langen Öffnungszeiten und besuchten die Trajansmärkte (Mercati di Traiano). Schon mehrmals hatte ich dieses Museum besucht, aber noch nie in den Abendstunden. Dadurch konnte ich die Stätte im wahrsten Sinne des Wortes in einem neuen Licht betrachten.
Die Trajansmärkte wurden vermutlich bereits unter Domitian (91–96 n. Chr.) begonnen und unter Trajan (98–117 n. Chr.) fertiggestellt. Sie flankierten das Trajansforum, welches mit dem Caesar-, Augustus- und Nervaforum die Kaiserforen bildete. Die Kaiserforen waren große Platzanlagen mit öffentlichen Gebäuden und Tempelanlagen. Im Gegesatz zum Forum Romanum waren sie nicht über lange Zeit gewachsen, sondern geplant angelegt worden, als der Platz am Forum Romanum nicht mehr ausreichte. Gleichzeitig kamen sie, wie andere Bauprojekte auch, dem Repräsentationsbedürfnis der Kaiser nach.
Für den Bau der Trajansmärkte mussten große Teile des Quirinal-Hügels abgetragen und zahlreiche dort befindliche Läden zerstört werden. Stattdessen baute der „Star-Architekt“ Apollodor von Damaskus ein sechsstöckiges Gebäude, in dem diverse Geschäfte, Lager, Magazine, Lebensmittelläde, Imbissbuden, aber auch Hallen und Büros untergebracht waren. Zum Teil waren die Einkaufsstraßen überdacht, um die Einkaufenden vor Regen und Sonne zu schützen. Demnach sind die Tajansmärkte als Vorläufer der heutigen Shoppingpassagen zu bezeichnen. Was für Shoppingfans heute die Via Condotti ist, war in der Antike die sog. Via Biberatica (moderne Bezeichnung). Die Eingangsportale an der Pflasterstraße bestehen aus Travertin, sodass man von noblen Geschäften ausgehen kann, die gehobenes Klientel anlockten. Für den perfekten Einkaufsgenuss war die Straße übrigens eine Fußgängerzone und für den Straßenverkehr gesperrt (Video zu Trajansforum und –märkten).
Marmorverkleidungen, Malereien, Mosaike und Skulpturenreste zeugen von der einst hochwertigen Ausgestaltung der Räumlichkeiten. Zum Teil sind die Funde im Museo dei Fori Imperiali (Museum der Kaiserforen) untergebracht, welches sich seit 2007 im Inneren des Ziegelbaus befindet und zu den Musei in Comuni gehört (Museumsvideo). Der Museumseingang befindet sich direkt in der sog. Grande Aula, die heute fast so gut erhalten ist wie in diesem Rekonstruktionsvideo. Die darin präsentierten Ausstellungsstücke sind auf der Museumshomepage mit Abbildungen angeführt.
Von der halbrkeisförmigen Galerie hat man einen wunderbaren Ausblick auf die Kaiserforen, das Denkmal von Vittorio Emanuele und natürlich die ca. 40 m hohe Trajanssäule. Diese Ehrensäule von 112/113 n. Chr. demonstriert auf 23 spiralförmig angeordneten Registern die Erfolge des Kaisers Trajan in den Dakerkriegen (101/102 und 105/106 n. Chr.). Ähnlich einer aufgrollten Buchrolle verweist Traian mit ca. 2.500 Figuren in 155 Szenen auf die tradionellen Werte virtus, clementia, pietas und iustitia (Tapferkeit, Bescheidenheit, Frömmigkeit und Gerechtgigkeit). Sie besteht aus lunensischem Marmor und wiegt ca. 1100 Tonnen. Im Inneren der hohlen Säule verläuft eine Wendeltreppe von 185 Stufen, in der Basis war eine Grabkammer für die Urne Trajans (Video zur Trajanssäule). Wer ein IPhone hat, der hat vielleicht Interesse an dieser Gratis-App, bei der man sich unter anderem die Reliefs im Detail ansehen kann.
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