Über 100 Geocacher machten sich am 14. Juli 2018 auf ins schöne Joglland, um an einem einzigartigen Event teilzunehmen. Begonnen wurde mit einer einstündigen Führung durch das Stift Vorau. Danach ging es zum Mostgut Kuchlbauer, wo man sich bei einer mittäglichen Jause stärken konnte.
Der Vortrag zu den Erdställen musste wegen einer drohenden Regenfront abgekürzt werden. Doch dann verzogen sich die Wolken wieder und dem individuellen Besuch von zwei Erdställen stand nichts mehr im Wege.
Außerdem wurde den Cachern eine neue Runde entlang des „Lochstein-Wanderweges“ präsentiert. Verpackt in einem Zwergenmärchen mit wahrem Kern werden Details zu den Lochsteinen erzählt, während man Dosen sucht und in der herrlichen Natur wandert. Zum Abschluss gibt es einen Bonus mit philosophischem Ende, sofern man den QR-Code scannt. An dem zur Serie passenden Audiocache-Multi durch Vorau hat sich der halbe Ort beteiligt. Einige Vorauer Bürger und Funktionäre begleiten den Cacher per Audiofiles auf seiner Reise.
Die Idee dazu hatte Hans Schweighofer, Obmann des Vereins Sub Terra Vorau, der auf diesem Weg interessiertes Publikum für die wissenschaftliche Erforschung der Vorauer Erdställe gewinnen möchte.
In und um Vorau gibt es unzählige Gangsysteme und Erdställe, die unter der Erde ein weit verzweigtes System bilden. Manche dieser Gänge wurden im Laufe der Zeit zufällig entdeckt, beispielsweise wenn ein Traktor bei der Feldarbeit einbrach. Andere waren den Einheimischen immer schon bekannt und wurde genutzt – als Weinkeller, Lagerräume oder Zufluchtsort in Krisenzeiten.
Das mysteriöse an diesen Gängen ist, es gibt (bisher) keine Funde. Daher können sie aus archäologischer Sicht auch nicht datiert werden. Vollkommen unklar ist daher, wer wann und zu welchem Zweck diese Gänge angelegt hat. Der Verein Sub Terra Vorau möchte mit wissenschaftlichen Methoden und in Kooperation mit etablierten Experten die Erforschung dieser Gänge vorantreiben. Dazu bedarf es jedoch finanzieller Mittel sowie freiwilliger Helfer, um weitere Gänge freizulegen. Dies ermöglicht eine Karte der Gänge anzufertigen und so vielleicht etwas mehr über ihr Aussehen und ihre Funktion zu erfahren. Ferner erhofft man sich Funde, die zu einer Datierung der Gebilde führen. Dabei ist zu unterscheiden zwischen dem Zeitpunkt ihrer Entstehung und der Nutzungsdauer. Manche der Gänge wurden beispielsweise in Krisenzeiten als temporäres Versteck benutzt. Um deren ursprünglichen Nutzen kann es sich dabei aber nicht handeln, weil einige der Gänge nur einen Zugang besitzen und der Flüchtende somit eingeschlossen wäre wenn der Feind den Zugang entdeckt. Zuweilen kann es dort bei längerem Aufenthalt auch Probleme mit Sauerstoff geben.
Mehrere Funde wurden in der Nähe der Gangsysteme schon geborgen – allen voran die Lochsteine – einige sind schon im Museum ausgestellt. Lochsteine sind Menhire, also aus einem Stück gefertigte Steine, die im oberen Drittel ein Loch aufweisen. Wenige stehen vermutlich noch an ihrem originalen Standort, viele wurden entfernt und sekundär verwendet, verkauft oder zerstört weil sie die Feldarbeit behinderten. Man nimmt an, dass sie Eingänge in die Gangsysteme gekennzeichnet haben. Warum man die Eingänge kennzeichnen musste, bleibt unklar. War es vielleicht ein Zeichen für Eingeweihte wie es bei antiken Mysterienkulten bekannt ist? Haben die Steine kultische/religiöse Funktionen?
Seit Jahren beschäftigen sich immer wieder verschiedene Personen mit den Vorauer Gangsystemen, aber mit jeder Gangbegehung werden mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Es steht zu hoffen, dass irgendwann eine schlüssige Erklärung präsentiert werden kann, dazu bedarf es aber internationaler Zusammenarbeit, modernster Technik und weiterer Freilegungsarbeiten.
Durch das Geocaching-Event konnte eine breite Zielgruppe erreicht werden, die hoffentlich die Bedeutung dieser Forschungen als „Botschafter“ in die Welt hinaustragen – und vielleicht möchte ja der eine oder andere die Forschungen finanziell oder durch aktive Teilhabe unterstützen. Die Kontaktdaten für Führungen (ab 5 Personen) findet man auf der Vereins-Homepage. Unterstützen kann man durch Spenden auf das Vereinskonto oder auf der Crowdfunding-Projektseite sowie durch eine Mitgliedschaft (nur 15€ Jahresbeitrag, Beitrittsformular).
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