Wandern und Kinder – passt das zusammen? Ich musste als Kind immer mit meinen Eltern wandern gehen und fand das fürchterlich langweilig. Man weiß nicht genau, wo man ist, wohin es geht, wie lange es noch dauert und wozu das eigentlich gut ist. Seit ich Geocaching betreibe, habe ich auch das Wandern wieder für mich entdeckt, weil es dem „vor-sich-Hinwandern“ einen Sinn gibt. Im kleinen Ort Mühlen in der Steiermark gibt es schon seit rund 20 Jahren eine „Old-Style-Variante“: Österreichs 1. Märchenwanderung
Das musste ich natürlich während unseres Urlaubs gleich ausprobieren und quälte mich trotz Urlaubs ob der frühen Stunde aus dem Bett, um an der geführten Wanderung „Hans im Glück“ teilzunehmen, die jeden Mittwoch um 9.30h gegen Anmeldung stattfindet und 3€ kostet.
Zwei junge Mädchen haben uns beim Gasthof „Gössler“ empfangen und uns unsere „Pinkerl“ und den Stempelpass überreicht. Wir schulterten den Stock, an dem der Goldklumpen in einem Tuch eingeschlagen war und schon ging’s los. Zuerst wanderten wir zu einer alten Mühle mit Audiostation, die uns das Märchen vortrug. Dann ging es schon in Richtung Wald, wo uns Räuber unseren Goldklumpen abjagen wollte. Mutig drangen wir weiter vor und gelangten zu einem kleinen Holzhüttchen. Die Guides sperrten das Holzhüttchen auf und schon konnten wir unseren Goldklumpen gegen ein Pferd tauschen. Schnell den Stempel in den Stationenpass gedrückt und weiter ging’s. In der Nähe eines Pferdehofes ließen wir unser Pferd frei und bekamen dafür eine Kuh.
In der Hitze ging es weiter bis zur Tauschstation Schwein gegen Kuh. Entlang eines Waldesrandes erhielten wir für unser Schwein eine stattliche Gans. Als wir uns schließlich beim Jungbrunnen erfrischten, um die Müdigkeit aus unserem Körper zu verbannen, wurde uns klar, dass uns ein Schleifstein beruflich absichern würde. Deshalb tauschten wir die Gans gegen einen glänzenden Schleifstein. Kurz vor Ende dieser anstrengenden Wanderung wurde uns ebenso wie einst Hans im Glück klar, dass uns alle diese Dinge nur belasteten und so warfen wir den Schleifstein in den Brunnen. Von jeglicher Last und Verantwortung befreit führten uns unsere jungen Wander-Guides zurück zum Gasthof, wo wir gegen Abgabe unseres Stempelpasses mit einem kleinen Geschenk belohnt wurden.
Wer das Wandermärchen „Hans im Glück“ lieber selbständig absolvieren möchte kann sich in den Gasthöfen „Gössler“ und „Hirschenwirt“ für 5€ seine Wanderkarte besorgen. Gegen 5€ Pfand erhält man den Schlüssel für die Tauschstationen und sein „Pinkerl“ mit Goldklumpen.
Fazit: Die geführte Wanderrunde ist sehr nett gemacht und wird liebevoll gepflegt. Der Preis von 5€ für die Individualbesucher ist gerechtfertigt. Die 3€ für die geführte Runde sind aber meiner Meinung nach zu gering, bedenkt man den Aufwand, der dahinter steht. Die Figuren müssen hergestellt, bemalt und regelmäßig von Station zu Station gebracht werden, damit Tauschende immer genug Vorrat vorfinden. Hinzukommt, dass zwei Guides (bei uns ein Teenager und ein kleines Mädchen) für ca. 3 Stunden die Wanderer betreuen. Sie haben das übrigens ganz ausgezeichnet und professionell gemacht, quengelnde Kinder motiviert weiterzugehen, Trinkpausen gemacht etc. Natürlich ist man versucht in den Gasthof anschließend einzukehren und das ist wohl auch die Hoffnung der Betreiber, die den Führungspreis dafür niedrig halten. Überlegenswert wäre aber den Preis zu erhöhen und dafür einen Konsumationsgutschein dazuzugeben. Während der Führung wird man auch gefragt, ob man danach im Gasthof einkehren möchte. In dem Fall ruft der Guide nämlich schon beim Jungbrunnen an und gibt die Bestellungen durch, sodass man gleich nach der Rückkehr ohne Wartezeit sein wohl verdientes, frisch gekochtes Mittagessen vorfindet. Durch und durch ein kreatives und gut gemachtes Konzept!