Was macht ein Bier-Verweigerer bei einer Brauerei-Führung? Spaß haben! Ich muss sagen, es war wirklich ein Erlebnis, das Zwettler Dämmershoppen zu besuchen – aber alles der Reihe nach:
Schon bei der telefonischen Reservierung war ich äußerst angetan von der Freundlichkeit der Mitarbeiter. Zwei Wochen später war es soweit, endlich fuhren wir für einen Kurztrip nach Zwettl. Zum Übernachten wählten wir den Gasthof Schierhuber, da dieser nahe an der Brauerei liegt.
Nach der Begrüßung durch eine Bierführerin verließ die Gruppe das Besuchergebäude und betrat die Lagerhallen. In einer kurzen Filmvorführung begrüßte der Brauereibesitzer Karl Schwarz die Zuseher persönlich und legte damit bereits den Grundstein für eine emotionale Verbindung zu Zwettler Bier. Anschließend besichtigte man das Sudhaus, wo Fotografien der Familie Schwarz auf das Traditionsunternehmen Zwettler Bier verweisen. Umgeben von Kesseln wurde das Bierbrauen bis ins Detail erklärt: Beim Abläutern, dem Trennen der flüßigen Würze vom festen Trebern, entsteht ein sog. Trebernkuchen. Dieser wird als Viehfutter an die Bauern verteilt, damit auch die Kühe das köstliche Zwettlerbier kosten können (zumindest ein paar Bestandteile davon). Steigt in Zwettl weißer Rauch auf, so zeigt dies nicht eine Papstwahl an, sondern das Kochen der Würze. Angespornt durch die Filme über die Bierproduktion und die ansprechenden Bilder bekamen einige Gruppenteilnehmer schon Gusto auf ein Bier und taten schmatzend ihre Vorfreude kund. Bevor es aber endlich ans Verkosten ging, erfuhren wir noch einiges über den logistischen Aufwand. Dazu betraten wir die Bierkanzel über der Abfüll- und Etikettieranlage. Auch hier hat man sich einiges überlegt, um die emotionale Ebene weiter auszubauen. Denn der rein technische und wenig aufregende Vorgang, Fässer von A nach B zu hieven, wird geschickt in Szene gesetzt: Der Bierroboter „Blacki“ wird personalisiert, indem er die Besucher direkt anspricht und seine Tätigkeit erklärt.
Zuletzt begleitete die Bierführerin die Gruppe in die Zwickl-Stube, in der die Verkostung stattfand. Nach Lust und Laune konnten alle Sorten in frei wählbarer Menge probiert werden. Ferner wurden diverse antialkoholische Getränke angeboten. Für das leibliche Wohl war ebenfalls gesorgt, indem jeder ein gut gefülltes Braumeisterbrot mit Geselchtem erhielt (auf Wunsch auch vegetarisch). Durch das gemütliche Ambiente kam man mit Tischnachbarn ins Gespräch und wurde mit der Marke Zwettler immer vertrauter. Mir schmeckt Bier überhaupt nicht und trotzdem bekam ich in dieser Stimmung Gusto, eines zu kosten. Am besten fand ich den Radler, von dem ich mir vorstellen kann, ihn doch gelegentlich zu trinken. Eine Premiere für mich als Bierverweigerer!
Fazit: Die Führung war ansprechend gemacht und die mediale Vermittlung hinterlässt einen nachhaltig positiven und persönlichen Eindruck der Marke Zwettler. Die Mitarbeiter waren äußerst freundlich, sodass man sich willkommen fühlte. Die persönliche Vermittlung durch die Bierführerin gefiel mir allerdings nicht. Sie trug ständig Karteikarten bei sich, die sie ohnehin nicht benötigte. Das Gesagte wirkte auswendig gelernt und man wurde von Zahlen regelrecht erschlagen. Ich habe mir leider kaum etwas gemerkt, was wohl eben an dieser Vermittlung lag. Würde die Bierführerin etwas mehr auf ihr Wissen vertrauen und die Gäste persönlicher ansprechen anstelle einen Vortrag zu halten, gäbe es die volle Punktezahl von mir. Trotzdem ist die Brauerei Zwettl ein uneingeschränkt empfehlenswertes Ausflugsziel, weil einfach das Gesamtkonzept stimmt!