Die prekären Beschäftigungssituationen an Universitäten bringen immer mehr WissenschaftlerInnen dazu, sich nach alternativen Drittmittelförderungen umzusehen. Besteht bei Fördergebern wie beispielsweise FWF und DFG die Gegenleistung aus wissenschaftlicher Erkenntnis, ist die Sache beim Crowdfunding eine andere. Es geht nicht um Geldspenden. UnterstützerInnen erhalten ein Dankeschön für ihre finanzielle Gabe, beispielsweise ein Eintrittsticket für die Premiere eines Theaterstückes o.ä.
Ferner sind es nicht öffentliche Gelder (Steuergelder), die als Fördermittel von einer zentralen Stelle vergeben werden. Vielmehr stellen Einzelpersonen oder Firmen Geldbeträge zur Verfügung, weil ihnen das Projekt persönlich zusagt und sie es zum Erfolg führen möchten.
2013 wurde die österreichische Plattform www.inject-power.at gegründet, welche zum Eintreiben von Forschungsgeldern für Wissenschaftsinstitute gedacht war. Das Vorhaben ist gefloppt, konnte für die 10 Wissenschaftsprojekte doch nur ein gesamtes Spendenvolumen von 3.234 Euro verzeichnet werden (Quelle). Die Plattform scheint mittlerweile offline zu sein.
Im Wissenschaftssektor verzeichnet Crowdfunding noch keinen großen Durchbruch. Während es im angelsächsischen Bereich durchaus üblich ist, universitäre Forschungen durch private Mäzene zu finanzieren, ist das in Österreich noch kein großes Thema (Pressebericht). Dabei sind die Österreicher beim Spenden von Geld äußerst generös und weltweit sogar auf Platz 29 (Quelle).
Diesem ermutigenden Trend folgend, startete ich als erste österreichische Archäologin ein eigenes Crowdfunding-Projekt. Als freie Wissenschaftlerin, ohne institutionellen Background, plane ich die Veröffentlichung meiner Dissertation „Kinderdarstellungen in der Spätantike und im frühen Christentum“. Zur Deckung der Publikationskosten sollen UnterstützerInnen auf der Plattform Startnext gewonnen werden. Wer nämlich Monumente in einer Publikation abbilden möchte, der muss Bilder und Bildrechte erwerben – selbst wenn er die Objekte eigenhändig in Museen fotografiert hat. Die Kosten hierfür liegen im gegenständlichen Projekt zwischen 5 und 310 Euro/Bild. Ausreichend Abbildungen sind nötig zur Vermittlung der Forschungsinhalte und für einen angenehmen Lesefluss. Ohne Förderung ist eine solche Projektsumme für eine selbständige Wissenschaftlerin jedoch unfinanzierbar. Folglich bleiben wissenschaftliche Erkenntnisse vielfach unveröffentlicht, weil ForscherInnen dazu einfach das nötige Geld fehlt.
Obwohl sich beispielsweise 85% der ÖsterreicherInnen für Archäologie interessieren (Quelle), ist es trotzdem Alltag, dass ArchäologInnen – ebenso wie viele andere GeisteswissenschaftlerInnen – wenig bis gar nichts mit ihren Forschungsprojekten verdienen. Wie drückte es R. Preuß von der Süddeutschen Zeitung kürzlich so treffend aus, die Forschung stagniert und die Besten gehen ins Ausland oder in die Privatwirtschaft. Denn aus eigener Erfahrung kann ich berichten, auch ForscherInnen müssen Miete zahlen und etwas essen.
Helfen Sie mit, werte Leserinnen und Leser, dass mein Publikationsprojekt von Erfolg gekrönt ist. Wählen Sie eines der attraktiven Dankeschöns und verhelfen Sie Kindern wie Octavia, Vitalis und Caracalla zu einer Abbildung in meinem Buch. Das Projekt ist abrufbar unter www.startnext.com/bildpate und läuft noch bis zum 18.10.2015.
archaeologos
Kleines Update zum Projekt auf http://www.startnext.com/bildpate:
Mittlerweile sind 49% der Fundingsumme erreicht und es gibt auch schon einige Presseberichte:
– Horizont vom 06.10.2015: http://www.horizont.at/home/news/detail/archaeologie-trifft-marketing.html?cHash=c51ec60ba9f1d5041366b3c4c67767fe
– DoktorandInnenzentrum der Universität Wien: http://doktorat.univie.ac.at/einzelansicht/article/archaeologie-absolventin-startet-crowdfunding-projekt-um-publikation-der-dissertation-zu-finanzieren/?tx_ttnews%5BbackPid%5D=138611&cHash=a3f7bc2d7d9869b04f5a49cef6706482
– Lehrstuhl für Marketing der Universität Wien, Startseite rechte Spalte: https://marketing.univie.ac.at/