Viele Unternehmen leiden jetzt unter der Corona-Pandemie. Während manche Branchen auf baldige Besserung durch Lockerung der Bestimmungen hoffen können, ist für andere noch lange nicht das Licht am Ende des Tunnels sichtbar. So unter anderem beim Tourismus. Hotels werden bald wieder Gäste begrüßen dürfen, wenngleich es primär Einheimische sein werden und der große Besuchersturm ausländischer Gäste noch auf sich Warten lassen wird. Als frischgebackene Fremdenführerin muss ich jedoch sagen, sehe ich nicht ganz so rosig in die Zukunft. Viele KollegInnen haben nun mit 100-prozentigen Verdienstausfall zu kämpfen, weil die Touristen ausbleiben. Und das wird wohl noch für viele Monate so sein.
Mein Konzept ist jedoch auf Einheimische zugeschnitten und ich hoffe sehr, dass der/die ein oder andere Österreicher/in mit mir durch die Stadt und Museen streunen wird, sobald das wieder möglich ist – vielleicht auch mit selbstgenähter Mundschutzmaske. Bis dahin gibt es zahlreiche Kulturangebote im Netz, von denen ich einige hier zusammengetragen habe, denn Museen, Theater und auch einzelne Künstler haben ihre Programme ins Netz verlagert. Eine völlig neue Form des Kulturlebens hat sich mittlerweile etabliert.
Wer also “Bock auf Kultur” hat, der kann sich dem Genuss nun zuhause hingeben – ganz ohne Ticketkauf, andere Gäste und sogar in bequemer Jogginghose 😉
Einen guten Überblick bieten die Kulturseite des ORF sowie der Standard, wo zahlreiche Links zu finden sind bzw. der Standard sogar eine eigene Corona-Stage ins Leben gerufen hat.
Musikfans von Klassik bis Jazz werden zum Beispiel bei den Livestreams der Wiener Staatsoper und vom Porgy&Bess musikalisch versorgt.
Die Museen sind ebenfalls ins Netz übersiedelt, verweisen auf ihre bestehenden Onlinedatenbanken (z. B. internationale Museumslinks zusammengestellt von Geo), schaffen wie das MUMOK MINI, das Museum Niederösterreich oder das Zoom Kindermuseum Anreize für kleine Kulturfans oder bieten sogar Führungen an wie das Belvedere oder die Kunsthalle. Im hauseigenen YouTube-Channel des Kunsthistorischen Museums Wien gibt es neben Werkbeschreibungen einzelner Highlights auch Vorträge und Artist Talks. MitarbeiterInnen des Naturhistorischen Museums fordern zur Vogelbestimmung auf, erklären die Mondphasen oder stellen Rezepte aus der Bronzezeit vor. Neben diesen Museumsflagschiffen widmen sich auch kleinere Häuser dem Medium Online-Museumsrundgang wie das Urgeschichtemuseum MAMUZ oder das Museum Carnuntinum.
Theaterbesucher können sich täglich eine Lesung des Burgtheaterensembles gönnen, im MuTh mit dem kleinen Prinzen auf Reisen gehen oder täglich den Online-Spielplan im Volkstheater konsumieren. Einen Theatergenuss der besonderen Art bietet das Münchner Marionettentheater mit Mozarts “Zauberflöte” oder Siegfried Böhmkes “Die Abenteuer des kleinen Bären”.
Man kann die Zeit auch nutzen, um sich wieder mal ein gutes Buch zu Gemüte zu führen. Die Wiener Büchereien sowie die Niederösterreichischen Büchereien haben zwar geschlossen, aber bieten allen, unabhängig von Benutzerkarte oder nicht, ein Gratisangebot an e-books. Man muss einfach nur ein Mail hinsenden. Außerdem haben einige Autoren “Corona-Lesungen” via Podcast, YouTube etc. auf der Seite der Wiener Büchereien verlinkt.
Speziell für Harry Potter-Fans und solche, die es noch werden wollen gibt es bei “Harry Potter at home” gratis Bücher zum Download sowie diverse andere Goodies, um in das Hogwarts-Imperium einzutauchen.
Anhänger spitzer Zungen und des Kabaretts werden beim Player von Josef Hader fündig, ebenso wie beim Player des Globe Wien, der neben Kabarett auch Theaterstücke anbietet.
Sogar auf Kirchenbesuche muss man nicht verzichten, so wird z.B. täglich um 8h die Morgenmesse mit Kardinal Christoph Schönborn per Livestream übertragen.
Man sieht also, das Kulturprogramm ist reichlich – vor allem weil die Liste hier keineswegs vollständig ist und die Plattformen ihr Angebot permanent erweitern.
Dank dieses Potpourries lässt sich die Heimquarantäne sicherlich leichter überstehen.
Ich hoffe, dass, sobald Kinos, Theater, Museen &Co wieder öffnen dürfen, man sich für diese Gratisangebote erkenntlich zeigt, indem man fleißig Eintrittskarten kauft und zum regelmäßigen, zahlenden Kulturkonsumenten wird. Und natürlich hoffe ich auch, dass sich möglichst viele bei ihrem Wienurlaub von einer erfahrenen Fremdenführerin begleiten lassen, da die ausländischen Touristen wohl noch lange auf sich warten lassen werden (Stadtexpedition).
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