Far niente am Meer
Nach einem Vormittagsbesuch in der Basilica San Paolo fuori le mure ging es mit der Ostia-Bahn zuerst nach “Ostia lido”. Dort spazierten wir gemütlich den Strand entlang, bis wir zu dem einizigen an der Promenade in der Nebensaison geöffneten Lokal kamen, das sich schräg gegenüber vom Mc Donald’s befindet.
Gemütlich saßen wir auf der sonnigen Terrasse, tranken frisch gepressten Orangensaft, schlürften eine guten Kaffee und aßen dazu Tramezzini. Eine richtige Wohltat nach dem langen und kalten Winter in Österreich.
Nach dieser Dolce Vita-Pause packte uns dann doch noch die Abenteuerlust und wir fuhren mit dem Zug zurück nach “Ostia scavi”. Einige in der Gruppe waren schon zum wiederholten Male in Ostia antica. Die Erstbesucher hatten sich schon vormittags von uns absentiert und den Meerbesuch ausgelassen. Wer Ostia nämlich ausführlich besichtigen möchte, der sollte einen, besser zwei Tage einplanen. Natürlich sehe ich als Archäologin mir immer alles ganz besonders genau an. Ich war damals zwei ganze Tage in der Hauptsaison dort, wenn die Ausgrabung auch bis 19:15 Uhr geöffnet hat. Aber selbst wenn man nicht so ein “Hardcore-Tourist” ist, das Gelände ist sehr weitläufig und es gibt unheimlich viel zu sehen. Als wir jetzt im März dort waren, hätte die Ausgrabung bis 17:30 Uhr geöffnet haben sollen, wir wurden allerdings von “Parkwächtern” schon um 17:00 Uhr regelrecht hinausgetrieben. Der Einspruch, es wäre doch noch 30 Minuten geöffnet, wurde unhöflich zurückgewiesen. Das Museum schließt übrigens gleichzeitig mit dem Ticketshop und zwar eine Stunde vor der Schließzeit, also zeitgerecht besuchen, sonst steht man wie wir vor verschlossener Museumstür. In diesem Fall kann man zuhause wenigstens das Virtuelle Museum besuchen.
Ostia antica
Ostia wurde angeblich im 7. Jh. v. Chr. als erste Kolonie Roms gegründet, wenngleich die frühesten archäologischen Spuren bislang nur in das 4. Jh. v. Chr. zurückreichen. Es war ein Militärstützpunkt mit der Aufgabe, den Seehandel zu verteidigen und zu kontrollieren und entwickelte sich bald zur florierenden Hafenstadt. Als der am Tiber gelegene Hafen zusehends versandete, wurde unter Kaiser Claudius ca. 4 km entfernt ein neuer Hafen namens Portus angelegt. Ursprünglich war Portus ein Stadtteil Ostias, allerdings übernahm Portus immer mehr Aufgaben, sodass er Ostia schließlich den Rang ablief.
Die Blütezeit Ostias war das 2. Jh. n. Chr. mit einer geschätzten Einwohnerzahl von 40.000 Personen. Die Bevölkerung war vorwiegend klein- und mittelständisch, wie Fischer, Schiffbauer, Gerber, Seiler, Händler etc. Da regelmäßig Waren verschifft wurden, ist das Stadtbild von großen Speicherbauten (horrea) geprägt. Aber wie in jeder anderen Stadt gab es natürlich Wohnhäuser, Villen, Tempel, Thermen, Gasthäuser und andere Vergnügungsstätten. Mit dem Niedergang des römischen Reiches waren die großen Häfen nicht mehr ausgelastet, sodass Portus und Ostia an Bedeutung verloren. Nach der Völkerwanderungszeit versumpfte Ostia, es kam zu Malariaepidemien, welche die Bevölkerung zur Abwanderung zwang.
Die Besichtigung
Beim Ticketschalter gibt es einen Plan für einige Euro zu kaufen, der sich jedenfalls auszahlt. Sonst stolpert man verwirrt durch die Ausgrabungsstätte und findet sich überhaupt nicht zurecht, da die Beschriftungen eher “zurückhaltend” sind. Neben dem klassischen Reiseführer empfiehlt sich die Gratis App namens “Ostia Antica” für ein paar Kurzinformationen. Selbstverständlich kann man über das Museum auch Führungen buchen.
Betritt man die Ausgrabung heute, so nähert man sich von Osten und passiert zuerst die Gräberstraße bis man zum Stadttor kommt. Die Stadt bestand aus mindestens fünf Regiones, wie aus Schriftquellen bekannt ist. Wer sich für die Stadt im Detail interessiert, der sei auf diese sehr gut aufbereitete Seite zu Ostia Antica verwiesen. Dort ist auch ein e-Book von John Highham verlinkt, das man für 1,95 Pfund erwerben kann. Für das Studium zuhause eignet sich diese interaktive Karte mit allen Regiones. Klickt man auf eine Regio sieht man die einzelnen Insulae mit Gebäuden, die farblich nach Nutzung gekennzeichnet sind. Bewegt man den Mauszeiger darüber, erscheint bei den meisten ein Handsymbol, welches die Möglichkeit weiterer Informationen angibt. Klickt man darauf, so bekommt man eine detaillierte Aufstellung, worum es sich bei dem Gebäude handelt mit Fotos, Plänen und Literaturverweisen.
Diese Seite eignet sich daher wunderbar dazu, seine Route vorab zusammenzustellen.
Wer zu den Resten des Hafens möchte, der muss einen längeren Fußmarsch in Kauf nehmen oder meldet sich vorab zu den begleiteten Golf Car Tours an.
Ebenfalls nur gegen Anmeldung im Rahmen einer Sonntagsführung um 10:30 Uhr zu besichtigen sind die sog. Case Decorate. Dabei handelt es sich um vier Villen von äußerst gutem Erhaltungszustand mit ausgezeichnet erhaltenen Wandmalereien und Bodenmosaiken, nämlich der Insula delle Ierodule, Insula delle Muse, Insula delle Volte Dipinte und Insula delle Pareti Gialle. Ebenfalls erfragen kann man den Besuch der Insula di Diana und der Insula di Giove e Ganimede. Ich habe diese Tour schon einmal gebucht. Dazu muss man die auf der Homepage angegebene Nummer wählen und Italienisch sprechen. Treffpunkt war das Museum. Dort habe ich auf den Guide gewartet, der dann mit einiger Verspätung auch wirklich kam. Also nicht irritieren lassen, wenn um 10:00 Uhr keiner da ist und das Personal von so einer Führung auch nichts weiß. Damals sprach der Guide ausschließlich italienisch und es wurde nur eine sehr kleine Gruppe von ca. 10 Personen mitgenommen. Selbst wenn man kaum Italienisch spricht, rentiert sich ein Besuch jedenfalls, weil die Häuser für Individualbesucher gesperrt sind und man sie demnach ohne Guide gar nicht sehen kann.
Sehr gute Informationen zu den Ausgrabungen bekommt man auch auf der Projektseite der Humboldt Universität Berlin. Neben Plänen, Ergebnissen und 3D-Aufnahmen kann man auch Einblick in einen normalen Grabungstag der Archäologen nehmen.
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