Von der Ausstellung Star Wars Identities hatte ich 2014 schon im Lehrgang „Exhibition Design & Management“ an der Donau Universität Krems gehört. Als sie nun ins Wiener MAK kam (18.12.2015–16.04.2016), war klar, dass ich sie mir unbedingt ansehen werde. Allerdings – und da oute ich mich jetzt in aller Öffentlichkeit – habe ich keinen einzigen der Star Wars Filme gesehen. Daher befürchtete ich, dass ich die Ausstellung möglicherweise nicht zur Gänze verstünde. Das Konzept von Star Wars Identities ist jedoch ein gänzlich anderes, als man vermuten würde.
Es werden tatsächlich Kostüme, Modelle und Originalzeichnungen in Vitrinen präsentiert, wie man es von einer Austellung erwartet. Der Fokus liegt jedoch auf den Charakteren. Jeder Charakter verfügt über unterschiedliche Fähigkeiten, Wesenszüge und Hintergründe, die ihn prägen. Von diesem philosophischen Zugang wird die gesamte Ausstellung getragen. Der Besucher erhält bei Betreten ein Chipband, mit dem er 10 Stationen absolviert (Ursprung, Einflüsse, Entscheidungen). An jeder Station beantwortet er Fragen, trifft Entscheidungen und formt somit seinen Charakter. Diese Fragen sind zum Teil sehr tiefgründig, wenngleich sie anhand fiktiver Wesen abgehandelt werden: Wer bin ich? Wie wurde ich erzogen? Welche Werte sind mir wichtig? Gleichzeitig wird immer wieder in die Wissenschaft geschwenkt; zum Beispiel leben laut einer Studie Menschen deutlich länger, wenn sie sich – so wie die Jedi – an positiven Werten wie Nächstenliebe und Güte orientieren. Ebenso werden Themen wie fremde Kulturen, unterschiedliche Vorstellungen, Immigration und Integration angesprochen. Jede dieser „Charakterzüge“ wird auf dem Chipband gespeichert.
Der Preis ist mit über 20 Euro für einen Erwachsenen ganz schön stolz. Dennoch rentiert sich ein Besuch, denn das Konzept ist eben etwas ganz Besonderes, das man erlebt haben sollte. Neben der klassischen Präsentation von Exponaten in Vitrinen, werden Filmsequenzen und Touch-Screen-Terminals geboten. Besonders reizvoll ist der Besuch in einer Gruppe, da man dadurch vergleichen kann, welche Entscheidung, welchen Einfluss auf den Charakter hat. Am Ende kann man seinen Charakter auf einer großen Leinwand laden und dadurch auch gleich ein Gruppenfoto machen.
Etwas anstrengend ist der Umstand, dass man immer wieder unabsichtlich in eine Akustikzone gelangt. Der Audioguide reagiert umgehend und man wird nahezu permanent beschallt. Wünschenswert wäre überdies, die Bänke so zu positionieren, dass man innerhalb der Akustikzone zuhörend sitzen könnte. Wir haben zu Dritt zweieinhalb Stunden gebraucht, um die Ausstellung zufriedenstellend zu absolvieren. Das lange Stehen ist dann für den Rücken und die Beine ganz schön ermüdend.
Fazit: Wer Lust hat, auf humorvolle Weise sein tiefstes Inneres zu erkunden, ist in Star Wars Identities genau richtig. Besteht man nicht darauf, die Exponate zu „verstehen“, sondern betrachtet sie einfach als Kunstwerke, so findet selbst ein Star Wars-Unwissender Gefallen an dieser einzigartigen Präsentation. Ein bisschen Planung zahlt sich aus, denn es gibt verschiedene Ermäßigungen (z. B. mit Jahreskarte der Wr. Linien, Familienticket 2+2, Museumsmontag etc.). Entzückend fand ich auch die Frequently Asked Questions auf der Homepage.