Im Rahmen meiner Fremdenführerausbildung habe ich mich mit den Grünflächen Wiens beschäftigt und war doch etwas überrascht, wie grün Wien eigentlich ist:
Das Stadtgebiet erstreckt sich auf eine Fläche von rund 415 Quadratkilometern. Mehr als die Hälfte davon sind Grünflächen, sodass auf jeden der 1.7 Millionen Wiener 120 m2 Grünfläche entfällt. Je nach Bezirk bewegt sich der Grünanteil zwischen 2% und 15% in den Innenstadtbezirken und sogar bis zu 70% in den westlichen Außenbezirken.
Natürlich ist ein gewisser Anteil in Privatbesitz, dennoch sind immerhin 31 Prozent des Stadtgebiets öffentlich zugängliche Grünflächen (73% Wald- und Wiesenlandschaft, 19% Parklandschaft, 4% Feldlandschaft, Quelle).
Für jeden Geschmack findet sich also in Wien das passende Fleckerl Grün – denken wir an die Hundezonen, Kinderspielplätze, Wasserspielplätze, Parks mit Spezialangeboten wie Slackline, Sportgeräten, Disc Golf, Tischtennistischen, Volleyballplätzen, Skaterparks etc.
Daneben gibt es urtümliche Gebiete wie die Lobau, den Grünen Prater, den Lainzer Tiergarten und natürlich zahlreiche Parkanlagen wie englische Landschaftsgärten oder strenge Barockgärten.
Über 990 Park- und Grünanlagen werden vom Wiener Stadtgartenamt betreut. Das sind rund 480.000 Bäume, 1 Million Blumenzwiebelpflanzungen im Frühling, 650.000 Blumen und Stauden und 19.000 Parkbänke, um nur einige Zahlen zu nennen. Dank den 900 regulären bis zu 1.500 MitarbeiterInnen in Spitzenmonaten ist Wien so schön bunt, fröhlich und gepflegt wie wir es kennen und lieben.
Von den etwa 230 Wiener Parks sind 5 im Besitz der Österreichischen Bundesgärten. Es sind dies der Augarten, Belvederegarten, Burggarten, Volksgarten und der Schlosspark Schönbrunn. Sie sind dem Land- und Forstwirtschaftsministerium unterstellt und stehen seit 1999 als historische Gartenanlagen unter Denkmalschutz.
Der Burggarten beispielsweise wurde beispielsweise Anfang des 19. Jhs. unter Mitwirkung des “Guten Kaisers Franz” Franz II./I. angelegt. Wie jeder Habsburger hatte auch Franz einen “richtigen” Beruf erlernt und hat sich dem Gärtnern verschrieben. Als Gartenarchitekten tätig waren Franz Antoine der Ältere und Ludwig Remy, die neuartige und exotische Pflanzen einbrachten. Letzterer ließ auch zwei Glashäuser errichten, die fremdländischen Pflanzen, Vögeln und Affen als Heimat dienten. Das heutige, sezessionistische Glashaus wurde um 1900 von Friedrich Ohnmann errichtet und beherbergt neben einem Café das Schmetterlingshaus. Etwa zur gleichen Zeit erfolgte auch die Umgestaltung in einen englischen Landschaftsgarten mit Teich (Herkulesbrunnen). Bis zum Ende der Monarchie war der kaiserliche Privatgarten für die Öffentlichkeit unzugänglich, heute ist er im Besitz der Republik Österreich und zählt zu den beliebtesten Gartenanlangen Wiens – wobei sich im Burggarten halt auch das Mozartdenkmal befindet.
Ebenfalls seit Ende der Monarchie in Staatsbesitz ist der barocke Belvederegarten. Zwischen 1700 und 1721 ließ Prinz Eugen von Savoyen auf den erworbenen Grundstücken Schloss und Gärten anlegen. Nach seinem Tod kaufte es Maria Theresia, schließlich war es Residenz des Thronfolgers Franz Ferdinand. Besonders erwähnenswert ist der älteste Alpengarten Europas mit über 4.000 Gewächsen auf 2.500 m2 Fläche. Die zum Teil bedrohten Pflanzen wurden von Erzherzog Johann, Bruder von Franz II./I., auf seinen Reisen durch die Kronländer gesammelt und symbolisieren die Flora Austriaca.
Neben einer niedrigen Kriminalitätsrate, einem gut ausgebauten öffentlichen Verkehrsnetz und einem vielfältigen Kulturangebot sind diese Erholungsflächen ausschlaggebend dafür, dass Wien bereits seit 9 Jahren den 1. Platz unter den lebenswertesten Städten der Welt belegt. Bei der jährlichen Mercer-Studie zur Lebensqualität werden weltweit 231 Städte unter Berücksichtigung von 39 Kriterien bewertet.
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