Neulich saß ich mit einer Kollegin im Café und habe ihr von meinem Crowdfunding-Projekt erzählt. Ich bin nämlich gerade dabei, meine Dissertation über „Kinderdarstellungen in der Spätantike und im frühen Christentum“ zu publizieren. Anstelle mich an die gängigen Förderstellen zu wenden, habe ich einen neuen Weg zur Publikationsfinanzierung eingeschlagen, eben Crowdfunding.
Doch wieso kostet Publizieren eigentlich etwas und wie viel genau?
Diese Fragen werden mir immer wieder gestellt, sodass ich sie nun gerne öffentlich beantworten möchte.
Pauschal über Kosten zu sprechen ist freilich nicht möglich, denn das kommt ganz auf das jeweilige Projekt an. Aber versuchen wir einmal eine gewöhnliche Haushaltsrechnung:
Auf der Kostenseite steht:
- Recherchearbeit (ev. mit Auslandsreisen verbunden)
- Dokumentation
- Feedback/Diskussion mit Kollegen (z.B. durch Konferenzteilnahmen)
- Berichterstellung
- Suche nach Publikationsmedium/Verlag
- Suche nach geeigneten Bildern und den Inhabern der gewünschten Bilder
- Kosten für Bilder & Bildrechte
- Kosten für Belegexemplare
- (Druckkosten Verlag)
Neben der eigentlichen wissenschaftlichen Arbeit, also dem Aufarbeiten eines Themas inkl. Schreiben eines Berichts, kommen noch viele weitere Kostenfaktoren dazu. Nicht zu unterschätzen ist die Zeitspanne zwischen Fertigstellen des Berichts und dem Erscheinungsdatum, an dem das Buch im Laden zu kaufen ist. Bilder zu Illustrationszwecken müssen ausgewählt werden. Ferner sind die Institutionen zu kontaktieren, welche die Bilder und/oder Bildrechte daran besitzen. In meinem Fall hat sich das über Monate gezogen mit zahlreichen „Erinnerungsmails und – anrufen“. Neben dieser Zeit für administrative Tätigkeiten ist ferner jene für die anschließenden Fahnenkorrekturen (Korrekturlesen der Arbeit vor Drucklegung im gesetzten Layout) zu bedenken.
Nahezu jede Institution verlangt Geld für ihre Bilder und mindestens ein Belegexemplar. Die meisten Verlage verpflichten den Autor überdies dazu, einen Teil der Druckkosten zu übernehmen. In der Regel ist es bei wissenschaftlichen Publikationen nicht üblich, dass der Autor an dem Verkauf der Bücher etwas verdient. Die Vorstellung vom gut bezahlten Bestseller-Autor trifft im Wissenschaftssektor also nicht zu.
… und der Nutzen:
- Erforschung der eigenen Geschichte
- Verbreitung der wissenschaftlichen Erkenntnisse für die Allgemeinheit (=Wissenschaftler und Nicht-Wissenschaftler!!)
- Publikationen für die eigene Literaturliste
Tja, jeder mit kaufmännischem Denken wird nun sagen: Wieso tut sich das ein Wissenschaftler an?
Es ist ja ganz offensichtlich, dass die Kostenseite überwiegt und insbesondere freie Wissenschaftler regelmäßig unbezahlt publizieren müssen, weil sie gerade in kein Projekt eingebunden sind. Die Antwort ist: Es gibt keine Alternative. Publiziert man nicht, so gerät man in Vergessenheit. Überdies braucht man die Veröffentlichungen für eine „ordentliche“ Literaturliste und an jener wird der Wert eines Wissenschaftlers gemessen. Will er also Förderanträge einreichen und diese für sich entscheiden, so muss er „etwas vorzuweisen haben“. Dieser regelmäßige Kampf um Fördermittel für die eigene Forschung ist natürlich auch mit viel Frustration und Überzeugungsarbeit verbunden, sodass man hin und wieder auch etwas mutlos in die Zukunft schaut und sich fragt, wozu mach ich das eigentlich? Der größte Antriebsmotor eines Wissenschaftlers ist seine Leidenschaft für die Sache. Die lässt so manche Stolpersteine vergessen.
An manchen Tagen geht es auch mir so. Doch dann bin ich mit einer Gruppe unterwegs, führe sie durch das Ausgrabungsgelände von Carnuntum und höre von einer Gruppe Jugendlicher, die anfangs missmutig das Freilichtmuseum betreten haben: Hey, das ist eigentlich ganz cool hier. Die Römer waren ja schon total schlau. Echt, ohne Römer hätte ich zu hause jetzt keine Fußbodenheizung?
…und dann denk ich mir: Es gibt keine Alternative!
Mein Herz schlägt für die Wissenschaft und noch mehr dafür, mein Wissen mit anderen zu teilen. Wir können durch die Geschichte lernen, Barrieren abbauen und Toleranz gegenüber anderen Kulturen schaffen – und dadurch gemeinsam die Zukunft ein bisschen besser machen!
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Clawdia Chauchat
Tolle Idee!