archaeologos erstmals am eday:15 als offizieller Blogpartner
Ich war als offizieller Blogpartner unterwegs und habe versucht, die Stimmung in mich aufzunehmen, um den werten Lesern hier berichten zu können:
Zum Nachdenken gebracht hat mich der Vortrag von Benjamin Ruschin über die Social Media Trends 2015.
Kulturbetriebe hinken, meiner Erfahrung nach, noch etwas hinterher, wenn es um die effiziente Nutzung von Social Media-Kanälen geht. Es besteht eine deutliche Hemmschwelle, sich diesen Plattformen zuzuwenden. Das liegt wohl insbesondere an der regelmäßigen Wartung und vor allem an der sinnvollen Integration dieser Tools in bestehende Strukturen. Wie Herr Ruschin vorgestern schon bemerkte, in den meisten Fällen wird Social Media in die Hände der Marketingabteilung gelegt. Die restlichen Mitarbeiter sind in die Veröffentlichung von Beiträgen nicht eingebunden, obwohl sie sicherlich mit spannenden Informationen aufwarten könnten.
Das Weltmuseum Wien beispielsweise ist wegen Renovierung derzeit geschlossen. Dafür nutzen die Mitarbeiter moderne Plattformen, um ihre Fan-Community mit aktuellen Informationen zu versorgen und erlauben aktuelle Einblicke hinter die Kulissen. Auf dem hauseigenen Blog stellen die Sammlungskuratoren im Rahmen des Projekts Dornröschen per Kurzvideo einzigartige Fundstücke vor. Auf Twitter ist das Weltmuseum ähnlich aktiv wie das Naturhistorische Museum, wohingegen der letzte Eintrag des Kunsthistorischen Museums aus dem Jahr 2013 stammt. Dafür verfügt das Kunsthistorische Museum über einen umfangreichen YouTube-Channel. Die Videos stellen Sammlungen, Ausstellungen oder einzelne Fundstücke und die dahinter stehenden Geschichten vor. Die You-Tube-Videos des Naturhistorischen Museums widmen sich aktuellen Projekten oder sind Trailer von aktuell dort gezeigten Filmen.
Christoph Schmid verwies im Wunschkonzert auf die verstärkte Nutzung von Webseiten mit mobilen Endgeräten. Trotzdem gibt es noch zahlreiche Homepages, die nicht mobiltauglich und/oder nicht für Touchscreens geeignet sind. Das große Problem hierbei ist, dass dies einen immensen Wettbewerbsnachteil verursacht. Denn kann der Interessent meine Seite auf seinem Gerät nicht oder nur teilweise öffnen, so schließt er diese frustriert und begibt sich zum Konkurrenten. Das gilt selbstverständlich auch für jene Kunst- und Kulturbetriebe, die von Besuchern angesteuert werden, die sich kurzfristig entscheiden. Nicht alle Zielgruppen planen einen Museumsbesuch o.ä. Tage im Voraus, sondern entscheiden sich ad hoc, wenn sich die Gelegenheit ergibt und eine attraktive Location in der Nähe ist.
Interessante Apps wurden von Brigitte Lutz im Themenblock Open Data präsentiert. Einige davon haben spielerische Wissensvermittlung zum Ziel: Der Holzwurm Woody beispielsweise muss zur Futteraufnahme von Baum zu Baum begleitet werden. Auf diese Weise macht man Bewegung und lernt nebenbei die verschiedenen Baumarten Wiens kennen. IPhone-User können mit Story Hunter Wien einmal von einer anderen Seite kennenlernen. Und wer sich für Kunst im öffentlichen Raum interessiert, der kann sich mit Helios auf die Reise begeben. Einen Audio-Guide der anderen Art findet man in der WebApp dort!, die zum Teil auch von zuhause aus nutzbar ist. Wer kurzfristig nach einer kulturellen Veranstaltung in Wien sucht, dem sei die Kultur;app angeraten. Diese Liste ließe sich noch beliebig fortsetzen, doch Selbsterkunden ist die Devise!
Alle diese Apps basieren auf Daten, die vom Bundeskanzleramt zur öffentlichen Nutzung freigegeben sind (z. B. Straßenkarten, Statistiken, Datenbanken etc.). Jene aus der Zivilgesellschaft stammenden Daten zu Kunst & Kultur, Politik, Natur, Bevölkerung, Gesundheit etc. sind im Open Data Portal Österreich zusammengefasst. Martin Kaltenböck berichtete über diese im Aufbau befindliche Datenbank, die beständig mit aktuellen Datensätzen bestückt wird. Im letzten halben Jahr haben 21 verschiedene Institutionen rund 200 Datensätze eingestellt. Wer sich also für die Zahlen/Ergebnisse und Quoten von Lotto, Toto und Euromillionen interessiert, sich über die Standorte der Brau Union oder das Durchschnittsalter von Einzelunternehmern bei Neugründung informieren will, der findet dort alle Angaben. So banal und unwesentlich diese Daten zum Teil scheinen mögen, so ist ihr Wert für manche von uns nicht zu unterschätzen. Einerseits geht es um die Sichtbarmachung von in Unternehmen/Institutionen generierten Daten (z. B. die Ein- und Ausgabenrechnung der Partei NEOS), andererseits um das Fördern von Innovationen, die diese Daten benötigen – denken wir beispielsweise an den Baumkataster der Stadt Wien, dem die oben genannte Woody-App zugrunde liegt.
An diesen Beispielen sieht man sehr deutlich, wie die neuen Techniken sinnvoll im Kunst- und Kultursektor eingesetzt werden können, um Wissen spielerisch zu vermitteln. Motiviert durch solche Anwendungen oder Spiele mag sich so mancher Couchpotato in die Stadt oder freie Natur wagen, um sich mit spannenden Themen auseinanderzusetzen. Dieser Spieltrieb, den sich die meisten Menschen erhalten haben, kann von uns Wissenschaftlern und Kulturvermittlern gezielt genutzt werden, um unsere Themengebiete einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.