Zum Tagesabschluss nach der Villa Hadriana, Santa Maria Maggiore und Santa Pudenziana stand die letzte Kirche auf dem Programm. Diese betritt man zumeist über den versteckten Seiteneingang, der einen direkt in den Bereich rechts der Apsis führt.
Santa Prassede (Via di Santa Prassede, 9; MO–SO 7:00–12:30 und 16:00–18:30 Uhr)
Santa Prassede gilt als Schwesterkirche von Santa Pudenziana und ist nur wenige Gehminuten von ihr entfernt. Die heutige Kirche ist der Neubau von Papst Paschalis I. (817–824 n. Chr.). Von dem Oratorium für Praxedis von 150 n. Chr. und der ersten Kirche aus dem 5. Jh., die als Titulus Praxedis bekannt war, ist heute nichts mehr erhalten. Im Hof vor dem Haupteingang der Kirche stehen noch einige Säulen mit korinthischen Kapitellen, die möglicherweise zu dem Bau des 5. Jhs. gehören.
Laut einer Legende haben Praxedis und ihre Schwester Pudentiana während der Christenverfolgungen unter Antoninus Pius verstorben Märtyrer auf dem Grundstück ihres Vaters begraben und ihnen so eine letzte Ruhestätte ermöglicht. Eine große runde Porphyrplatte inmitten des heutigen Kosmatenbodens soll die Stelle markieren.
Mehrere Sarkophage, Reliquien, Papstgräber und Seitenkapellen sind in der Kirche zu besichtigen. Am beeindruckendsten sind jedoch die Mosaiken, die die Kirche zieren.
Im Apsismosaik aus dem 9. Jh. sieht man Christus erhöht in goldenem Gewand mit Kreuznimbus, während unter ihm der mit Beischrift bezeichnete Jordan fließt, in dem Jesus getauft wurde. Auf dem dunkelblauen Hintergrund schweben sog.apokalyptische Wölkchen und im Zentrum kommt die Hand Gottes mit einem goldenen Kranz aus dem Himmel. Sechs Personen folgen beidseitig auf Christus, wobei die Szene durch Palmen als Hinweis auf das Paradies abgeschlossen wird. Auf der linken Palme sitzt ein Phönix als Zeichen für die Wiederauferstehung. Paulus, mit Spitzbart und Stirnglatze, führt Praxedis zu Christus hin, gefolgt von Papst Paschalis I. in reichem Ornat. Er hält in seinen vor Ehrfurcht verfüllten Händen ein Kirchenmodell und demonstriert sich demnach als Stifter der Basilika. Als einziger ist er mit einem quadratischen Heiligenschein (nimbus) ausgestattet, weil er noch am Leben war, als das Mosaik gestaltet wurde. Auf der anderen Seite wird Pudenziana von Petrus, mit weißem vollem Haar, offeriert und von einem weiteren Heiligen, ev. Zenon begleitet.
Im Register darunter sehen wir das apokalyptische Lamm, erneut erhöht, umgeben von den 12 Aposteln, die als Lämmer dargestellt werden und aus den himmlischen Städten Bethlehem und Jerusalem kommen.
Auf der Stirnwand sehen wir im mittigen Rundmedaillon das Christuslamm auf dem apokalyptischen Thron mit der Rolle mit den sieben Siegeln (Offenbarung 5,6–14). Darauf folgen sieben Kandelaber in Anlehung an Exodus 25,31–40, vier Engel (Offenbarung 7,1) und die vier Evangelistensymbole Mensch, Löwe, Adler und Stier (Offenbarung 4,6–9 und 5,6) sowie die 24 Ältesten (Offenbarung 4,4 und 5,6). Ikonografisch gekennzeichnet sind sie durch ihre langen Bärte und weißen Haare, um sie als weiße alte Männer zu verdeutlichen. In ihren Händen halten sie goldene Kränze, die sie Christus offerieren. Das steht in der Tradition der unterworfenen Barbaren, die das Kranzgold (aurum coronarium) den siegreichen Kaisern darbringen.
Neben dem Verweis auf den Stifter Paschalis I. und die beiden Märtyrerinnen Pudentia und Praxedis ist die Kernaussage des Apsismosaiks also die Wiederauferstehung und das himmlische Paradies.
Weitere Mosaike sind in der Kapelle des Zenon zu finden, die ebenfalls dem 9. Jh. entstammen. Über dem Eingang sind Rundmedaillons mit Christus und den 12 Aposteln, Gottesmutter und 10 Heiligen sowie je zwei Päpsten und Propheten angeordnet, im Inneren sehen wir verschiedene Heilige. Ferner treten die beiden Schwestern Pudentia und Praxedis erneut auf, diesmal in Gesellschaft der blau gewandeten Gottesmutter und der als episcopa bezeichneten Theodora, der Mutter von Papst Paschalis. Da ihr Mann Bonosus kein Bischof war, scheint damit nicht „Frau des Bischofs“ gemeint zu sein. Vorgeschlagen wurde, es handle sich in diesem Fall um einen Ehrentitel für Frauen, die Kircheneigentum verwalteten. Im Bildfeld darüber trinken Hirsche an einer Quelle in Anlehnung an Psalm 42.
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