Die meisten Museen haben an Montagen geschlossen, sodass es gar nicht so leicht ist, ein gutes Sightseeing-Programm zusammenzustellen. Die Villa Hadriana aber hat montags offen, sodass wir diese am zweiten Reisetag besichtigten. Als Reisegruppe mit 16 Personen bestellten wir uns übers Hotel einen Shuttle-Service, der uns mit zwei Kleinbussen abholte. Preislich war es dadurch zwar etwas teurer als mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, aber dafür sparten wir Zeit und Fußweg. Wer öffentlich anreisen möchte, der findet eine gute Beschreibung im Forum Roma-antiqua.
„Skip-the-Line-Tickets“, wie sie im Internet angeboten werden sind unnötig, waren wir doch die einzigen Gäste, die um 10:00 Uhr ein Ticket erwerben wollten. Führungen werden leider keine angeboten. Man muss das Gelände also selbständig erkunden und sich dementsprechend Material mitnehmen. Im Gelände sind nämlich nur einige Tafeln von eher schlechtem Erhaltungszustand aufgestellt. Im Buchshop gibt es eine Karte der Hadriansvilla für 3 Euro, die zur Orientierung zu empfehlen ist, ebenso wie das Modell in der Nähe der Stoa Poikile.
Villa Adriana a Tivoli
Kaiser Hadrian wird gerne als der „Reisekaiser” bezeichnet, war seine Herrschaft doch von zahlreichen Auslandsaufenthalten geprägt. Von diesen Reisen brachte Hadrian viele Eindrücke mit, die er architektonisch in seiner Villa in Tibur (Tivoli) umsetzen ließ. Die Anlage erstreckt sich heute auf rund 60 Hektar, ist jedoch noch nicht vollständig ausgegraben. Hadrian plante die Villa als Alterssitz, doch gefiel sie im so gut, dass er bald seine Verwaltung dorthin verlegen ließ. Da sie ursprünglich nicht als Kaiserresidenz gedacht war, weicht sie architektonisch von der klassischen Palastarchitektur ab. Es handelt sich vielmehr um ein locker zusammengestelltes Ensemble diverser andernorts beeinflusster Gebäude. Einige wurden sogar nach ihren Vorbildern benannt, wie wir durch eine Schriftquelle wissen (Historia Augusta 26,5). Ebendiese Quelle wurde von den Archäologen benutzt, um die ausgegrabenen Komplexe zu identifizieren. Gesichert davon sind aber nur wenige, wie die Stoa Poikile, die Athener Akademie oder das Kanopus-Tal. Letzteres ist ein Nachbau des Kanals bei der gleichnamigen ägyptischen Küstenstadt, 25 km von Alexandria entfernt. Gleichzeitig verweist die Stätte auf den Tod des kaiserlichen Günstlings und vermutlich Geliebten Antinoos, der 130 n. Chr. im Nil ertrank.
Ferner gab es Wohn- und Repräsentationsbauten, Thermen, Theater, künstliche Seen, Gartenanlage, Wirtschaftsgebäude, Bibliotheken, Tempel, Gästehäuser und landwirtschaftliche Anbauflächen. In der Villa und ihrer Umgebung lebten somit schätzungsweise 20.000 Menschen.
Nach Hadrians Tod 138 n. Chr. erbte sein Nachfolger Antoninus Pius das Areal, allerdings wurde es kaum mehr genutzt und verfiel insbesondere ab Konstantin, der den Sitz nach Konstantinopel verlegte. Ab dem Mittelalter wurde die Villa intensiv als Steinbruch genutzt. Erste Geländebegehungen mit der Anfertigung von Zeichnungen gab es ab dem 16. Jh. (siehe zum Beispiel in der Datenbank der National Gallery).
1870 gelangte die Villa Hadriana in Staatsbesitz, wobei die ersten Ausgrabungen erst um 1950 stattfanden. Trotz der jahrhundertelangen Nutzung als Steinbruch konnten dabei noch über 300 Statuen sichergestellt werden, die allerdings in verschiedenen internationalen Museen ausgestellt sind.
Seit 1999 gehört die Villa Hadriana zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist ein Anziehungspunkt für Touristen. Dennoch herrscht akuter Geldmangel, weshalb das Museum fast immer geschlossen ist – so auch bei unserem Besuch. Im Jahr 2011 mussten Teile der Villa wegen Einsturzgefahr für den Besucherverkehr geschlossen werden, beispielswiese konnte ich seinerzeit bei meinem ersten Besuch noch die kleinen Thermen begehen.
Fazit: Es handelt sich um einen schönes Ausflugsziel zum Luftschnappen und entspannten Flanieren, abseits der lauten Hauptstadt. Wir waren in der Nebensaison an einem Montag dort. Sowohl das Restaurant in der Ausgrabung als auch jenes davor hatten geschlossen. Daher empfiehlt sich die Mitnahme eines Lunchpakets.
Wer nicht das Glück hat, die Villa demnächst zu besuchen, der kann dies zumindest durch das „Digital Hadrian’s Villa Project” oder auch mit diesem Video tun.
Zur Besichtigung der Villa ist die App „Villa Adriana” empfehlenswert, für die Anreise die App „Cotral Spa” mit der Auflistung der Überlandbusse.
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